Wien – Schon erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sich der durch die LED-Lichttechnik möglich gewordene, von Audi erfundene Verlaufblinker durchsetzt. Immer mehr Hersteller übernehmen ihn, auch Jaguar, es sieht einfach lässig aus. Aber natürlich haben wir uns beim E-Pace nicht nur die Blinker vorne und hinten angesehen, sondern auch alles, was dazwischen liegt, und dies sind unsere Beobachtungen.

Im wahren Leben ist der E-Pace aber eher in den Stadtdschungeln dieser Welt daheim.
Foto: Andreas Stockinger

Es hat der alte Reitzle Wolfgang letztlich doch noch recht behalten. Der einstige BMW-Topmann prognostizierte Anfang der Nullerjahre als Chef des Ford-Premiumsammellagers PAG (Aston Martin, Jaguar, Land Rover, Volvo), Jaguar habe das Potenzial, auf jährliche Absatzzahlen von ein paar hunderttausend Autos zu kommen. Unter Ford-Ägide gingen die Briten zwar beinahe krachen, erst unter indischem Schutz und Schirm (Tata) und mit deutschem Management sowie ebensolcher technischer Ägide läuft der Laden zu Topform auf.

Begehrliche Autos

Damals war von China noch keine Rede, heute schon, und einen Teil des Erfolgs verdankt Jaguar dem Reich der Mitte, einen anderen dem SUV-Boom – und darüber hinaus überhaupt dem Umstand, dass man spannende, begehrliche Autos baut. Anders als Land Rover, die bleiben auf ihr Kernmetier beschränkt, kann Jaguar sich in jede Nische reinbewegen; in die der SUVs tut man das mit einem größeren (F-Pace), einem kleineren (E-Pace) und einem batterieelektrischen (I-Pace, ab Juli) Gebinde.

Mit Allrad kommt man in unseren Breiten auch ganzjährig gut über die Runden.
Foto: Andreas Stockinger

Vom kleineren ist hier die Rede. Es fällt gleich einmal auf, wie fahraktiv und zupackend der prinzipiell gemacht ist. Mit einer Lenkung, die wir so direkt zuletzt vielleicht vom Alfa Stelvio und eventuell noch dem BMW X2 in Erinnerung haben. Der X2 wäre denn auch gleich das Segment, die Spielwiese, wo der Jaguar verortet ist. Straffer gefedert noch als dieser gibt sich der Vertreter Albions, ein Tribut an Philosophie und Hochbauweise.

Der Innenraum des Jaguar.
Foto: Andreas Stockinger

Und an die schiere Masse, die man in zügig gefahrenen Kurven denn doch merkt: Der wie der I-Pace in Graz gebaute SUV sieht nicht nur pummelig aus, er ist es auch. 1926 Kilo bringt der D240 auf die Waage, ein vergleichbar motorisierter X2 wiegt nur 1660, ein entsprechender XC40 1823, und selbst der größere F-Pace hat dank Vollalu-Karosserie mit 1880 kg mehr Leichtigkeit im Sein.

Harte Gegner

Auch nicht rundum zu überzeugen vermag der brandneue Diesel aus der Ingenium-Reihe, gefertigt im JLR-Motorenwerk (Jaguar Land Rover) in Wolverhampton. Ist zwar abgasseitig auf alleraktuellstem Stand (EU 6d-Temp), aber bei Verbrauch (im Test 8,1 l/100 km) und Performance kennt man aus Germaniens Wäldern, speziell aus Bajuwariens, noch bessere Ware, Stichwort X2.

Eine mollige Außenerscheinung.
Foto: Andreas Stockinger

Die mollige Außenerscheinung wird am ins Stammbuch geschriebenen Erfolg des E-Pace nichts ändern, eher schon der zwar nicht nach Datenblatt, aber im realen Alltag etwas knappe Kofferraum – gemessene und gelebte Liter sind nicht immer deckungsgleich.

Nur fliegen ist schöner

Und dann hatten wir den Hubschrauber an Bord. Nicht lachen. Im Leerlauf zauberte der Motor einen Schwingungseintrag in den Instrumententräger, der nach fernem Heli klang, wa-wa-wa-wa-wa. Nur fliegen ist schöner, dürfen wir dies als die schlau versteckte Botschaft interpretieren? Zwei, drei Mal suchten wir außen vergeblich nach so einem Fluggerät, bis der Groschen fiel: Die Lösung liegt oftmals innen. Wie beim Menschen.

Foto: Andreas Stockinger

Apropos innen: Beim Interieur geizt der E-Pace, speziell in der Topausstattung HSE, nicht mit Nobelambiente, mit LED-Licht und Leder, und man sitzt sich selbst auf längeren Strecken nicht wund. Gut so. Denn die Konkurrenz ist nicht weich. Sie ist hart. (Andreas Stockinger, 23.5.2018)