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Havanna – Nach dem Absturz einer Passagiermaschine auf Kuba ist ein Flugschreiber entdeckt worden. Die Blackbox sei in einem guten Zustand, sagte Verkehrsminister Yzquierdo am Samstag (Ortszeit) im Staatsfernsehen. Experten arbeiteten intensiv an der Absturzstelle, um auch den zweiten Flugschreiber zu finden. Bisher gab es zur Ursache des Absturzes keine offiziellen Angaben.

Derweil bestätigten die Behörden, dass bei dem Unglück 110 Menschen ums Leben gekommen seien. Drei Menschen überlebten schwer verletzt, wie der Verkehrsminister des sozialistischen Karibikstaats, Adel Izquierdo, mitteilte.

In Kuba hat am Samstag eine zweitägige Staatstrauer begonnen. Die Flaggen wurden landesweit auf Halbmast gesetzt. Am Samstagmorgen warteten rund 40 Angehörige von Opfern vor dem gerichtsmedizinischen Institut in Boyeros, unweit des Flughafens. "Meine Frau Elsa Buitriago hat vier Mitglieder ihrer Familie verloren: ihre Mutter, ihre Schwester, einen Schwager und einen Neffen, alle aus Holguin", sagte der 48-jährige Jorge Leiva.

Die Boeing 737-200 war am Freitag kurz nach ihrem Start in Havanna mit 104 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern abgestürzt. Der Inlandsflug sollte ins 670 Kilometer östlich gelegene Holguin gehen. Kurz nach dem Abheben stürzte sie auf ein Feld in der Nähe des Flughafens Jose Marti. Das Flugzeug wurde fast vollständig zerstört.

Einheimische an Bord

Mehr als die Hälfte der Opfer stammte nach Angaben des kubanischen Online-Portals "Cubadebate" aus der Stadt Holguin im Osten der Insel, die das Ziel des Flugs gewesen wäre. Angehörige der Toten wurden am Samstag in Bussen von Holguin in die Hauptstadt Havanna gebracht. Dort sollten sich nach Angaben von "Cubadebate" die Opfer identifizieren. Fünf der Passagiere waren offenbar nicht aus Kuba. Das argentinische Außenministerium bestätigte, dass zwei argentinische Staatsbürger bei dem Absturz ums Leben kamen. Zu den weiteren Opfern gab es zunächst keine Details.

Global Air hatte die Maschine an die staatlichen kubanischen Fluggesellschaft Cubana de Aviación vermietet. Bei den mexikanischen Besatzungsmitgliedern handelte es sich den Angaben zufolge um Pilot und Co-Pilot, einen Techniker sowie Kabinenpersonal.

Dichte Rauchwolken

Der Flug war nach Angaben von Prensa Latina auf dem Weg vom Flughafen Jose Marti in der Hauptstadt Havanna in die Stadt Holguin im Osten der Insel. Auf Videoaufnahmen war eine dichte Rauchwolke in der Nähe des Flughafens zu sehen. Lokale Medien berichteten, die Maschine sei unweit des Terminal 1 abgestürzt. Es habe sich um den Flug der Nummer DMJ 0972 gehandelt, schrieb die Website "Cubadebate". Absturzzeit sei 12.08 Uhr Ortszeit gewesen.

Der letzte größere Unfall einer Passagiermaschine auf Kuba hatte sich 2010 ereignet. Damals war in dem Karibikstaat ein Flugzeug der Airline Aerocaribbean mit Touristen an Bord auf dem Weg vom östlich gelegenen Santiago de Cuba nach Havanna abgestürzt. Alle 68 Insassen, darunter zwei Deutsche, starben.

Politiker kondolierten

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine haben mehrere lateinamerikanische Politiker kondoliert. Mexikos Gedanken seien bei den Familienangehörigen und Opfern, schrieb der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel sprach im Namen der Regierung den Familien Beileid aus. Eine Kommission untersuche die Umstände des Unfalls, so Díaz-Canel.

Auch der ehemalige kubanische Präsident Rául Castro drückte sein Beileid aus. Das berichtete das Staatsfernsehen. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto schrieb auf Twitter, Mexikos Gedanken seien bei den Familienangehörigen und Opfern. Weitere Beileidsbekundungen kamen aus Venezuela und Nicaragua. Auch die Regierungschefs aus Kanada, Paraguay und Bolivien nahmen Anteil.

"Puerto Rico wünscht dem verbrüderten Volk von Kuba und den Familien der Verstorbenen Kraft", schrieb der Gouverneur des US-Außengebiets, Ricardo Rosselló, auf Twitter. Er und seine Ehefrau seien von der Tragödie in Havanna tief betrübt. (red, APA, 19.5.2018)