Nordkoreas Hackerabteilung gilt als eine der wichtigsten Einheiten seines Geheimdiensts

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Die Zeiten spektakulärer Überfälle a là "Ocean's 11" sind fast vorbei. Mittlerweile wird digital gestohlen. Als Weltmeister im kriminellen Hacking haben sich in den vergangenen Jahren vor allem die nordkoreanischen Hacker hervorgetan, wie der Journalist Patrick Winn nun in einem ausführlichen Beitrag auf "Medium" illustriert. So sollen Mitglieder des "Reconnaissance General Bureaus", des Auslandsgeheimdienstes, in den vergangenen Jahren über hundert Banken und Kryptowährungsbörsen angegriffen haben. Ihre Beute: Mindestens 650 Millionen Dollar.

Finanzierung des Atomprogramms

Dieses Geld soll für ganz unterschiedliche Zwecke verwendet werden. Korruption spielt eine Rolle, aber auch der Erwerb von Lebensmitteln oder die Finanzierung des nordkoreanischen Atomprogramms. Die Cybereinheit wurde von Diktator Kim Jong-Il ins Leben gerufen, nach dessen Tod 2011 und der Machtübernahme durch Kim Jong-Un wurden die Ressourcen massiv verstärkt.

Karrierepfad Cybersoldat

Anwärter gibt es genug: Hacking gilt in Nordkorea als einer der begehrtesten Karrierepfade. Talentierte Cybersoldaten dürfen in der Hauptstadt Pjöngjang wohnen und in Nordkorea rare Lebensmittel wie Bananen essen, erzählen Flüchtlinge dem Journalisten Winn. Die besten Hacker werden im nahen Ausland stationiert, wo Stromversorgung und Internetgeschwindigkeit stabil sind.

Sony und Co.

Die spektakulärsten Hacks der vergangenen Jahre waren etwa der Angriff auf Sony Pictures, dessen Satire "The Interview" angeblich Kim Jong-Un erzürnt hatte. Dann folgten Einbrüche in die Zentralbank von Bangladesch und eine Operation gegen die Federal Reserve Bank. Allerdings sind die Zuschreibungen mit Vorsicht zu genießen: Cyberoperationen lassen sich nur schwer eindeutig einem Land zuordnen.

Das nordkoreanische Hackerprogramm dürfte auch bei den Verhandlungen über das Atomprogramm des Landes eine Rolle spielen. Da Nordkorea ohnehin international isoliert ist, drohten ihm bislang keine drastischen Konsequenzen für Hackerangriffe. (red, 20.5.2018)