Di Maio und Salvini (ganz rechts) sorgen in Brüssel und Paris für Sorge.

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Rom – In Italien wird mit Spannung die Bekanntgabe des Kandidaten der populistischen 5-Sterne-Bewegung und die rechtsextreme Lega für den Posten des Regierungschefs erwartet. Vertreter der beiden Parteien wollten noch am Montag Staatspräsident Sergio Mattarella treffen, teilte das Präsidialamt mit. Es wird erwartet, dass sie ihm ihren Kandidaten vorschlagen werden. Zugleich stieg in der Europäischen Union die Nervosität angesichts möglicher Folgen der Regierungsbildung in Rom für den Euro und die Finanzstabilität.

Bislang ist nicht öffentlich bekannt, wer im Namen der 5-Sterne-Bewegung und der Lega das Amt des Regierungschefs übernehmen soll. Lega-Chef Matteo Salvini hatte am Sonntag lediglich erklärt, man habe sich auf einen "ausgewogenen" Kandidaten geeinigt.

Weder er noch der Anführer der 5-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, strebten den Posten des Regierungschefs an. Mattarella muss sowohl dem Regierungsprogramm als auch dem Vorschlag für den Ministerpräsidenten zustimmen. Zunächst treffen sich um 17.30 Uhr (MESZ) Vertreter der 5-Sterne-Bewegung mit dem Staatsoberhaupt. Eine halbe Stunde später soll der Präsident dann Gespräche mit Vertretern der Lega führen

Luigi Di Maio hatte am Samstag er erklärt, er wolle die EU-Verträge "im Dialog" neu verhandeln. "Brüssel sage ich: Zuerst beobachtet, was wir konkret machen wollen", so Di Maio nach Medienangaben von Sonntag.

"In Italien haben 50 Prozent der Italiener zwei politische Kräfte gewählt, die eine Regierung bilden wollen. Diese Regierung will nicht mit Gewalt, sondern im Dialog einige EU-Verträge und -Regeln infrage stellen. Wir werden attackiert, bevor wir überhaupt die Regierungsarbeit aufgenommen haben", sagte Di Maio.

Florentiner Rechtsprofessor als Premierskandidat

Lega-Chef Matteo Salvini stellte klar, dass weder er noch Di Maio als Regierungschef kandidieren. Als Premierkandidat ist der Florentiner Rechtsprofessor Giuseppe Conte im Gespräch, der der Fünf Sterne-Bewegung nahe steht. Als Alternative kommt der Wirtschaftsprofessor Andrea Roventini infrage.

Medienberichten zufolge ist Salvini als Innenminister vorgesehen, während Di Maio das Arbeitsressort oder das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung übernehmen könnte. Auch das Wirtschaftsministerium beansprucht die Fünf Sterne-Bewegung, während die Lega das Verteidigungsressort übernehmen will. Als Außenminister ist der erfahrene Diplomat Giampiero Massolo im Gespräch.

Die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega wollen Staatschef Sergio Mattarella am Montag ihr Regierungsprogramm vorstellen und ihm einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorschlagen. Unklar ist, ob Mattarella noch am Montag einen Regierungsauftrag erteilen wird.

"Legisti" stimmten Koalition zu

Am Sonntag stimmten unterdessen auch die Anhänger der Lega mehrheitlich dem Regierungsvertrag mit der Fünf-Sterne-Bewegung zu. Insgesamt hätten sich an Abstimmung am Wochenende rund 215.000 Menschen beteiligt, 91 Prozent davon hätten mit "Ja" gestimmt, teilte die Partei am Sonntagabend mit und sprach von einem "ausgezeichneten Ergebnis".

Die Teilnehmer hätten auch Vorschläge für das Regierungsprogramm geliefert. Die Gegner der Koalition stören sich laut Lega vor allem an dem Anliegen der Fünf Sterne, ein Grundeinkommen einzuführen, und an der "zu weichen" Haltung in Migrationsfragen der Protestbewegung.

Zuvor hatten auch die Sterne über das Regierungsprogramm abstimmen lassen. An einer Online-Befragung hatten sich 45.000 Menschen beteiligt. (red, APA, 20.5.2018)