Das Ende ist in Sicht: Eine Runde steht noch an, dann hat die Austria die verkorkste Bundesliga-Saison 2017/18 überstanden.

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St. Pölten / Wien – Angesichts einer total verpatzten Bundesliga-Rückrunde kann die Austria das Saisonende kaum erwarten. Gegen St. Pölten kassierten die Wiener die 17. Niederlage – ein historischer Tiefpunkt. Auch die 55 Gegentore sind ein Minusrekord. "Wir hängen in der Scheiße drin", meinte Trainer Thomas Letsch. Vieles deutet auf einen radikalen Schnitt im Sommer hin.

Als Vizemeister und mit hohen Zielen waren die Austrianer in die Saison gestartet. Nichts weniger als den Angriff auf Serienmeister Red Bull Salzburg hatte Trainer Thorsten Fink im Juli 2017 angekündigt. Zehn Monate später liegen die Träume in Trümmern. Fink ist ebenso Geschichte wie das Minimalziel Europacup-Platz, gedanklich dürften auch mehrere Spieler schon mit der Austria abgeschlossen haben.

Nach dem 0:2 gegen St. Pölten am Sonntag stehen die Wiener bei 40 Punkten – so wenig hatten sie in der Bundesliga-Geschichte nur am Ende der Saison 1997/98. "Das ist natürlich absolut enttäuschend. Wenn man einmal drinnen ist in der Gasse, dann ist es schwer rauszukommen", analysierte Letsch, der generell "ein Zusammenspiel aus Verunsicherung und ein paar anderen Faktoren" ortet. "Unterm Strich machen wir zu viele Fehler, und unterm Strich sind wir vorne nicht gefährlich", erklärte der Deutsche.

Kein Wille

Theoretisch könnte die Austria am kommenden Sonntag Mattersburg mit einem Sieg noch von Rang sechs stürzen. Realistisch ist das aber nicht, bestreiten die Wiener ihr letztes Spiel doch im Ausweichquartier in Wiener Neustadt – und das gegen Salzburg. Mattersburg müsste zugleich das Heimspiel gegen den LASK verlieren.

"Zuerst hinterfragt man sich selbst: Hat man was falsch gemacht in der Vorbereitung?", meinte Letsch im Sky-Interview. "Wir verlieren die entscheidenden Zweikämpfe, dann rappelt's." Es sei auch erkennbar gewesen, dass in der Mannschaft, die vor allem in den zweiten 45 Minuten relativ unerfahren war, der Wille gefehlt habe, sich gegen die Niederlage zu stemmen.

Aus der Sicht von Letsch wurde seinem Team allerdings in der zweiten Hälfte ein Elfmeter vorenthalten. "Es kommt eben alles zusammen, das soll aber keine Ausrede sein", sagte der Schwabe, der im Profibereich vor der Austria zwei Spiele als Salzburg-Interimstrainer und drei Partien als Chef bei Erzgebirge Aue verantwortet hat. Die schwer in die Kritik geratenen Verantwortlichen statteten Letsch vor einer Woche trotz der fehlenden Erfahrung mit einem Vertrag bis 2020 aus.

Faire Chance für Trainer

Die Führung um AG-Vorstand Markus Kraetschmer hat aber erkannt, dass der Kader massiv umgebaut werden muss, um Letsch eine Chance zu geben, seine Vorstellungen umzusetzen. Derzeit begehen einigen Spieler aus Verunsicherung haarstäubende Fehler, bei anderen muss grundsätzlich geprüft werden, ob sie den Anforderungen genügen. Einfach wird die Aufgabe nicht.

Dass echte Stützen wie Raphael Holzhauser, Felipe Pires und wohl auch Tarkan Serbest ersetzt werden müssen, macht die Sache noch schwieriger. Schon im Sommer hatten Leistungsträger wie Olarenwaju Kayode und Jens Stryger Larsen den Verein verlassen und damit Lücken aufgerissen, die nie geschlossen wurden. Dauerpatient Heiko Westermann konnte seine Leaderrolle nie ausfüllen, mit Torhüter Robert Almer fehlt eine andere Führungsfigur schon längere Zeit. (APA, red, 21.5.2018)