Und täglich grüßt das Chaos: Alltagsszene am Reisebusterminal in der Salzburger Innenstadt.

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Die Zahlen sind deutlich: Jährlich strömen rund neun Millionen Tagestouristen in die Stadt Salzburg, dazu kommen drei Millionen Nächtigungen. Zum Vergleich: Die Stadt zählt rund 150.000 Einwohner.

Vor allem die Bustouristen sind aus Sicht der wenigen noch in der Innenstadt verbliebenen Bewohner zu einer Plage geworden. Etwa 40.000 Reisebusse steuern pro Jahr Salzburg an; sie bringen fast ein Drittel der Tagestouristen.

Auch verkehrspolitisch sind die Busse ein Problem: Nicht nur weil sie sich durch die zentrumsnahen Straßen quälen, sondern auch weil sie, wenn kein Aus- oder Einsteigeplatz vorhanden ist, so lange Runden drehen, bis sie einen Platz am Terminal ergattert haben.

Widerstand regt sich

Jetzt regt sich erstmals Widerstand gegen den Bustourismus. Vordergründig geht es bei einer Anrainerinitiative aus dem Andräviertel (Gründerzeitviertel in der rechten Altstadt) um eine Begrünung der nach Erzbischof Paris Lodron benannten Straße. Die Anrainerinitiative fordert, dass im Zuge der aktuellen Umbauarbeiten des Reisebusterminals in der Paris-Lodron-Straße auch für Bäume und Sträucher gesorgt wird. Gerade im Sommer sei die Hitze und Staubentwicklung inzwischen unerträglich geworden, sagt Angelika Stöcklinger.

Die Genetikerin an der Uni Salzburg lebt seit zwei Jahrzehnten unmittelbar am Busterminal und beklagt die massive Zunahme der Reisebusanfahrten. Das Grün solle helfen, Staub aus der Luft zu filtern und für etwas Kühle zu sorgen, sagt Stöcklinger im STANDARD-Gespräch.

Hinter der Aktion, die aktuell von rund 200 Anwohnern unterstützt wird, steht freilich ein anderes Problem: Seit Jahrzehnten existiert der zentrumsnahe Busterminal. Eigentlich als Provisorium gedacht, wurde er von der Stadtregierung irgendwann als gegeben akzeptiert. Jetzt werde er sogar erweitert, kritisiert Stöcklinger. Und: "Natürlich sind wir für eine Einstellung des Terminals."

Stadtregierung ratlos

Die Stadtregierung reagiert etwas ratlos auf die Proteste. Planungsstadtrat Johann Padutsch (Grüne) zeigt zwar Verständnis, hat aber kaum Hoffnung, dass sich eine Begrünung machen lässt.

An ein Aus für den zentrumsnahen Ein- und Aussteigeterminal ist nicht gedacht. Die Stadtregierung hofft aber, dass ein neues Buchungssystem für eine Entzerrung der Buslawine sorgt: Das Busunternehmen bucht im Vorhinein online zwei 20 Minuten Slots am Terminal, um die Touristen Aus- beziehungsweise wieder einsteigen zu lassen. Sind alle Slots für die acht Busbuchten vergeben, muss der derzeit meist ziemlich verwaiste Terminal Süd im Stadtteil Nonntal angefahren werden.

Mittelfristig will man auch mit höheren Gebühren gegensteuern: Derzeit zahlen die Busunternehmen pro Bus 25 Euro. "Das ist de facto gratis", sagt ein mit der Causa befasster Beamter. Grund für den Billigtarif: Der Terminal stehe auf öffentlichem Grund, damit dürfe die Stadt nur die Selbstkosten verlangen, erläutert Stadtrat Padutsch. Übernehme die Stadt den Terminal in "Privatbesitz", könne man mehr verlangen.

Gebühr für Dombesuch

Die Erzdiözese Salzburg kämpft ebenfalls mit dem Massenansturm. Mindestens zwei Millionen Menschen besuchen pro Jahr den Salzburger Dom. Das sei nicht nur zu viel, sondern auch ein Sicherheitsproblem, heißt es vonseiten der Kirche.

Nun plant man Zugangskontrollen und versucht, den Zustrom mit einer Eintrittsgebühr zu bremsen. Diese soll ab Sommer 2019 – vorerst einmal nur zu den Spitzenzeiten – eingehoben werden. Wie hoch die Gebühr für den Kirchenbesuch sein soll, ist noch offen. (Thomas Neuhold, 21.5.2018)