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Am Dienstag nahm die frischgebackene Herzogin von Sussex an der Seite ihres Mannes Prinz Harry...

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...an einer Gartenparty...

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...im Park des Buckingham-Palasts teil.

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Das Hochzeitsbussi von Harry und Meghan dauerte nur knapp Eineinhalbsekunden. Viele Briten setzen große Erwartungen in die Zukunft des Herzogpaars.

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Sie werde gleich voll loslegen in ihrer neuen Aufgabe, hatte Meghan Markle vorab verlauten lassen. Gesagt, getan: An diesem Dienstag will die frischgebackene Herzogin von Sussex an der Seite ihres Mannes Prinz Harry einer Gartenparty im Park des Buckingham-Palasts zusätzlichen Glamour verleihen. Eingeladen sind Angehörige jener Wohltätigkeitsorganisationen, denen Meghans Schwiegervater Charles als Schirmherr royale Unterstützung gewährt.

Bis dahin dürften sich die Frischgetrauten von ihrem anstrengenden Hochzeitstag und der abendlichen Party erholt haben. Bis tief in die Nacht feierte das junge Paar mit Promis wie Tennisstar Serena Williams (in Turnschuhen) oder George und Amal Clooney in Frogmore House, einem Anwesen im privaten Teil des Schlossparks von Windsor.

Seitenlange Berichte

Dass dort Cocktails mit einem Ingwer-Rum-Gemisch kredenzt wurden, der Schauspieler Idris Elba als DJ fungierte und Harrys Bruder William eine Rede gespickt mit riskanten Anspielungen auf das Vorleben des Bräutigams hielt – darüber herrschte in den Londoner Boulevardzeitungen Einigkeit. Nur die Frage des ersten Tanzes spaltete die Gazetten: Schwangen Meghan und Harry das Tanzbein zu Whitney Houstons I Wanna Dance With Somebody – oder etwa doch zu Land of a Thousand Dances?

Die seitenlange Berichterstattung der Sonntags- und Montagszeitungen dürfte für die 36-jährige, an neugierige Journalisten durchaus gewöhnte Ex-Schauspielerin einen Eindruck bestätigt haben, von dem ein Insider berichtete. Der Journalist Tom Bradby, ein Freund des Königshauses und Anchorman der Nachrichtensendung News at Ten, beschrieb in der Sunday Times, sein Gespräch mit Meghan Markle habe sich vor allem um die enorme Medienaufmerksamkeit gedreht. "Die konnte sie sich gar nicht erklären."

Nachdenkliche Geister haben rund um das Fest auf das immer wieder gespannte Verhältnis zwischen dem Königshaus und den Medien hingewiesen. So begeistert die Londoner Zeitungen bisher über Meghan berichten, die neue Herzogin sollte sich besser auf eine "von Missbrauch gekennzeichnete Beziehung" gefasst machen, warnte Zoe Williams im Guardian.

Erste royale Feministin

Womöglich ändert Markle ihr Verhalten und nimmt den Medien gegenüber eine ähnlich misstrauische Haltung ein wie ihr zweiter Ehemann. Umgekehrt wird die US-Amerikanerin aus der Ehe eines Weißen und einer Schwarzen auch das Königshaus verändern. Sehr genau registrierten die Medien übers Wochenende die neue Website der Herzogin von Sussex. "Ich bin stolz darauf, Frau und Feministin zu sein." Dieser häufig zitierte Satz stelle eine Premiere dar, lobten die Macher der BBC-Sendung Woman’s Hour: Es sei die erste Erwähnung von Feminismus in der öffentlichen Darstellung einer Monarchie, der seit 66 Jahren eine Frau vorsteht. Hingegen kommt Markles Karriere als Schauspielerin bis auf einen Nebensatz über "Filmarbeiten in Toronto" mit keinem Wort vor.

Dabei sei es ja keineswegs nur so, dass Markle durch die Heirat in die britische Königsfamilie einen sozialen Aufstieg erfahren habe, argumentiert die Amerikanerin Margo Jefferson, Autorin von Negroland: "Die Verbesserung gilt für Harry genauso." Der Prinz habe "in alle Möglichkeiten der Postmoderne eingeheiratet", weil er eine selbstbewusste, finanziell unabhängige Frau wählte. Deren Rede auf der Party am Samstag stellte ebenso wie die feurige Ansprache von US-Bischof Michael Curry in der Georgs-Schlosskirche eine Absage an hergebrachte Traditionen dar.

Freude über Multi-Kulti-Elemente

Viele schwarze Briten, darunter der Unterhausabgeordnete David Lammy, berichteten von ihrer Freude über die multikulturellen Elemente des Gottesdienstes: den Gospelchor, die schwarze Prälatin beim Gebet, den schwarzen Cellisten. Wie Lammy warnten auch andere davor, zu viel in eine Melange unterschiedlicher Traditionen zu interpretieren.

Ein Fortschritt im multikulturellen Miteinander sei nicht an Partnerschaften unterschiedlicher Ethnien ablesbar, argumentiert Professor Kehinde Andrews von der City-Universität in Birmingham. Schließlich gebe es in Brasilien gleichzeitig die weltweit höchste Rate von Mischehen und massiven Rassismus. Die Royal Wedding wertet der Professor deshalb als Ablenkung von besseren Wegen, Gleichheit herzustellen. "Meghan Markle ist eine schöne Frau, aber keine Dunkelhäutige mit Afrolook. Sie sieht aus wie Pippa Middleton und kleidet sich wie Diana. Wegen ihr verändert sich das Königshaus nicht." In das neue Herzogspaar werden viele, teils überzogene Erwartungen und Hoffnungen gesetzt, so viel steht fest. Die Zukunft, prophezeit Bradby, werde für Harry und Meghan "einen schwierigen Balanceakt" darstellen. (Sebastian Borger, 22.5.2018)