Am 25. Mai tritt die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Das hat zur Folge, dass die überquellende Mailbox überquillt. Neben diversen Einladungen zu diversen Clubbings, Wienerliedabenden, Fingerfarben-Workshops oder der Bitte, doch nach Büroschluss einen Liter Milch mit nach Hause zu bringen, und der Frage, wo denn das Auto geparkt sei, kommen gewohnt lästige Anfragen: Ob man denn diese eine Woche zuvor zugestellte total dringende Mail auch wirklich vom Internet erhalten habe – und dass man sich diesbezüglich bitte möglichst rasch telefonisch rückmelden solle, es sei nämlich sehr, sehr dringend, also eigentlich total dringend mit brennendem Hut. Es kommt aber derzeit auch noch total Dramatisches neu dazu.

Der Hilferuf eines internationalen Unterhaltungsriesen, Eingang 22. 5. 2018. um 12:31h, geht in diesem Zusammenhang fettgedruckt besonders zu Herzen:

"Wir finden es schade, wenn du gehst. Es ist noch nicht zu spät. Wir freuen uns, wenn du bleibst. Du hast dich bereits angemeldet, um Newsletter von einem oder mehreren unserer Künstler zu erhalten. Die Datenschutzgesetze ändern sich, daher bitten wir dich zu bestätigen, dass du weiterhin Newsletter von ... erhalten möchtest."

Abgesehen vom vielleicht nicht ganz unwichtigen Aspekt, dass man sich für den Newsletter definitiv nie angemeldet hat, stellen sich dazu einige Fragen:

Was passiert, wenn man nicht darauf reagiert und eben nicht auf das Funktionsfeld "Ja, ich bleibe angemeldet!" drückt? Warum ist in dieser Mail ein weiteres Feld "Hier anmelden" beigestellt, wenn man angeblich doch schon angemeldet ist?

Immerhin tauchen in der Mailbox weitere Mails von anderen angeblichen "Medienpartnern" auf, die Folgendes besagen:

"Hören wir bis 24. Mai 2018 nichts von Ihnen, gehen wir davon aus, dass Sie auch weiterhin Interesse daran haben, über unsere Projekte und Ausstellungen informiert zu werden. Unsere vollständige Datenschutzerklärung entnehmen Sie bitte unserer Website. Mit herzlichen Grüßen ..."

Besagen doch wiederum weitere Mails, dass man eindeutig zustimmen muss, um weiterhin Informationen von Institutionen zu erhalten, von denen man bisher gar nicht wusste, dass man sich überhaupt für sie interessiert.

Christian Anders hat einst gesungen: "No, no, geh nicht vorbei, als wär' nichts gescheh'n/ Es ist zu spät, um zu lügen/ Komm und verzeih, ich werd' mit Dir geh'n/ wohin Dein Weg auch führt/ Und die Welt ... sie wird schön ..."

Die Welt jedenfalls ist sehr verwirrend.

Fakt ist, es kommen in Zukunft noch mehr Mails, die man ungelesen löscht. Das ist die einfachste Lösung.

Und, an alle Veranstalter von Fingerfarben-Workshops: Ich bin an dieser Kunstform nicht interessiert und werde mich dafür selbst nach gefühlten acht Kindergeburtstagen mit Unterhaltungsprogramm niemals erwärmen können. Das ist einfach nicht mein Ding. Aber müllen Sie mich doch einfach weiter zu. (Christian Schachinger, 22.5.2018)