Es ist die größte Transaktion von neuem Sony-Chef Yoshida.

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Sony übernimmt für 2,3 Mrd. Dollar (2 Mrd. Euro) die Kontrolle über den Musikverlag Emi und wird damit zur weltweiten Nummer eins. Mit dem Zukauf holt sich der japanische Elektronikkonzern einen Katalog aus mehr als 2 Mio. Songs ins Haus – darunter Werke vom Rapper Kanye West, Soul-Sängerin Alicia Keys, dem Briten Sam Smith, aber auch Klassiker von Queen, Carole King und Motown.

Die Milliardeninvestition gilt als Zeichen für die Wiederbelebung der Musikindustrie – dank der Streaminganbieter wie Spotify oder Apple Music.

10 Prozent liegen bei den Erben von Michael Jackson

Sonys US-Tochter kauft nach Angaben vom Dienstag die rund 60-prozentige Beteiligung des arabischen Staatsfonds Mubadala und hält danach 90 Prozent an Emi. Die übrigen 10 Prozent liegen bei den Erben von Michael Jackson.

Sony ist mit Emi vertraut, da die Japaner das Geschäft trotz Minderheitsbeteiligung bereits betrieben haben. Der Zukauf ist die erste große Transaktion des neuen Sony-Chefs Kenichiro Yoshida, der die Umsätze nach der Neuausrichtung des Konzerns auf Videospiele und Bildsensoren in die Höhe schrauben muss. Der Deal ist der zweitgrößte Zukauf in der Geschichte des Konzerns, nach dem Kauf von Columbia Pictures 1989.

"Diese Investition in Inhalte ist ein entscheidender Schritt für unser langfristiges Wachstum"

Sony besaß über eine Tochter indirekt bereits 30 Prozent an Emi Music Publishing. Zusätzlich zu den 1,9 Mrd. Dollar, die der Konzern für die nun ausgibt, wollen die Japaner weitere 400 Mio. Dollar unter anderem an Aktionäre zahlen. Über den Schritt wurde seit längerem spekuliert. Der Verlag wird bei der Übernahme, die noch von Behörden genehmigt werden muss, insgesamt mit rund 4,75 Mrd. Dollar bewertet.

Zuletzt hatten dem Unternehmen vor allem die niedrigen Margen im Geschäft mit Verbraucherelektronik zu schaffen gemacht. "Diese Investition in Inhalte ist ein entscheidender Schritt für unser langfristiges Wachstum", sagte Yoshida. Sony wird auch die Emi-Schulden übernehmen, die sich auf knapp 1,4 Mrd. Dollar belaufen.

Der Musikverlag Emi Music Publishing gehörte früher einmal zum Musikkonzern Emi Group, der 2007 dann vom Finanzinvestor Terra übernommen worden war. Von dort wanderte er 2011 weiter an die Citigroup. Die US-Bank verkaufte ihn schließlich kurze Zeit später an Sony und den Fonds Mubadala. Der andere Teil – das Label Emi Music – ging an den französischen Mischkonzern Vivendi.

Gute Geschäfte

Sony erwartet, dass der Abschluss zu einem Anstieg des Betriebsgewinns im noch bis zum 31. März 2019 laufenden Geschäftsjahr um 100 Mrd. Yen (764 Mio. Euro) führt. Der Konzern richtet seinen Fokus verstärkt auf das Geschäft mit Inhalten aus – in einer Zeit, in der der Umsatz mit Hardware wie Spielekonsolen und Smartphones sinkt. So verkaufte Sony im abgelaufenen Geschäftsjahr 19 Millionen seiner Playstation-4-Konsolen, um 5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Konzern rechnet auch für das laufende Geschäftsjahr sowohl im Spiele- als auch im Mobiltelefongeschäft mit rückläufigen Einnahmen. Sony will aber weiter kräftig investieren. So sollen über die nächsten drei Geschäftsjahre hinweg flüssige Mittel im Wert von mindestens zwei Billionen Yen erwirtschaftet werden, wie SOny bei der Vorlage der mittelfristigen Ziele bekanntgab. Davon soll eine Billion Yen in das eigene Geschäft fließen. Der Rest ist für strategische Investitionen, aber auch die Verbesserung der eigenen Bilanz sowie Ausschüttungen an die Aktionäre vorgesehen. So will der Konzern unter anderem viel Geld in die Entwicklung von Bildsensoren stecken.

"Over the rainbow", "Singin' in the rain" oder "Stardust"

Angaben von Sony zufolge hält Emi derzeit einen Anteil von 15 Prozent an der Musikindustrie und wird zusammen mit Sonys ATV-Sparte, die die Rechte an Songs wie "Over the rainbow", "Singin' in the rain" oder "Stardust" besitzt, künftig Marktführer. Andere Größen in dem Geschäft sind Universal Music und Warner Music. Der Trend zu Streamingdiensten erhöhe die Lizenzerlöse, sagte Macquarie-Analyst Damian Thong. Sony profitiere davon über direkte Verträge mit Spotify, Apple Music, Google Play, SoundCloud und YouTube. (APA, 22.5. 2018)