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Facebook-Chef Zuckerberg gewährt dem EU-Parlament ein paar Minuten seiner Zeit.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

In der Affäre um mutmaßlichen millionenfachen Datenmissbrauch steht Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Dienstagabend dem Europaparlament Rede und Antwort. Der Firmengründer hat sich lange gegen den Büßergang nach Brüssel gesträubt. Doch die Affäre ist gerade in Europa zu einer echten Bedrohung für das US-Unternehmen geworden.

Fragen und Antworten zum Skandal rund um die britische Firma Cambridge Analytica:

Worum geht es in der Affäre?

Im März enthüllte der ehemalige Cambridge-Analytica-Mitarbeiter Christopher Wylie enthüllt, dass sich die Beraterfirma Zugang zu den Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern verschafft hatte. Sie stammten demnach aus einer App, mit der über psychologische Tests Persönlichkeitsprofile erstellt werden konnten. Cambridge Analytica wird vorgeworfen, die Daten für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgeschlachtet zu haben.

Ist auch Europa betroffen?

Facebook zufolge landeten auch 2,7 Millionen Datensätze von europäischen Nutzern bei Cambridge Analytica. Der Firma wird auch vorgeworfen, die Daten britischer Bürger für eine Pro-Brexit-Kampagne missbraucht zu haben. Die britische Firma hat in allen Fällen die Datenmissbrauchsvorwürfe zurückgewiesen.

Sind auch Nutzer in Österreich betroffen?

In Österreich haben 13 Personen die betroffene Umfrage-App installiert, hieß es Anfang April auf APA-Anfrage. Die Zahl der potenziell weiteren Betroffenen – "also Personen, deren Daten möglicherweise mit der App geteilt wurden, weil Freunde sie installiert hatten" – liegt demnach bei bis zu 33.555. Ausgangspunkte sind dabei aber nicht nur die wenigen österreichischen Teilnehmer der Umfrage, sondern auch Facebook-Freunde in den USA und anderen Ländern, die wiederum bei der Umfrage mitgemacht hatten. Insgesamt könnte es demnach in Österreich bis zu 33.568 Betroffene geben.

Was hat Facebook bisher getan?

Facebook überprüfte in der Folge des Skandals Apps auf seiner Plattform, um ähnliche Fälle der unzulässigen Weitergabe von Daten zu verhindern. Mitte Mai wurden 200 Apps vorläufig gesperrt. Das Unternehmen kündigte zudem an, weltweit seine Datenschutzbedingungen in Anlehnung an die am 25. Mai in Kraft tretenden neuen EU-Regeln zu überarbeiten. "Alle – egal, wo sie leben" würden gebeten, "Entscheidungen zu ihrer Privatsphäre auf Facebook" zu treffen, erklärte das Unternehmen Mitte April.

Sieht sich Zuckerberg persönlich in der Verantwortung?

Ja. "Ich habe Facebook gestartet, ich leite es, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert", sagte er bei einer Anhörung im US-Kongress zu dem Datenskandal im April. "Es war mein Fehler, und es tut mir Leid."

Warum ist der europäische Markt für Facebook wichtig?

Facebook hat weltweit 2,2 Milliarden Nutzer. Für das Unternehmen ist der europäische Markt dabei größer als der Heimatmarkt in den USA: Dort nutzten auf Basis monatlicher Daten zuletzt rund 241 Millionen Menschen Facebook, in Europa waren es 377 Millionen.

Warum macht die EU so viel Druck?

Die EU sieht generell die Gefahr, dass Versuche zur Wahlbeeinflussung über soziale Netzwerkezunehmen könnten. "Wir wollen, dass Wahlen zu Ergebnissen kommen, welche die echten politischen Präferenzen freier Menschen zeigen – und nicht von Menschen, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurden", sagte EU-Justizkommissarin Vera Jourova der Nachrichtenagentur AFP. "Wenn man sich vorstellt, dass solche Methoden in zwei oder drei Mitgliedstaaten genutzt würden, hätte ganz Europa ein Problem."

Warum drohen Facebook und Co. künftig hohe Strafen bei Datenmissbrauch?

Die am 25. Mai in Kraft tretende EU-Datenschutz-Grundverordnung macht Unternehmen schärfere Vorgaben für Speicherung und Schutz von Daten und gibt Nutzern mehr Möglichkeiten, gegen Missbrauch vorzugehen. Bei Verstößen drohen hohe Strafen von bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Bei Facebook wären das rechnerisch derzeit bis zu 1,6 Mrd. Euro. Wegen der Affäre um Cambridge Analytica kann der Konzern hier aber nicht nachträglich belangt werden.

Was passierte mit Cambridge Analytica?

Die Datenanalysefirma hat Anfang Mai ihre Dienste eingestellt. Zusammen mit dem Mutterhaus Strategic Communication Laboratories (SCL) beantragte Cambridge Analytica in Großbritannien Insolvenz. Es habe sich gezeigt, dass das Geschäftsmodell nicht länger "rentabel" sei, erklärte die Firma. "Nahezu alle Kunden" seien durch die "unbegründeten Anschuldigungen" vertrieben worden. (APA, 22.5.2018)