Beirut – Bei einem Überraschungsangriff der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) sind in der syrischen Wüste laut Aktivisten mindestens 26 Regierungskämpfer getötet worden. Darunter seien auch iranische Milizionäre, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Demnach begann der Angriff im Morgengrauen mit der Zündung einer Autobombe. Die Kämpfe dauerten noch immer an.

Die IS-Miliz kontrolliert in der riesigen Wüste noch einige kleinere Gebiete. Laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netz aus Aktivisten in Syrien stützt, galt der Angriff einem kleinen Stützpunkt östlich der Oasenstadt Palmyra. Ihren Angaben nach kontrolliert die IS-Miliz nur noch drei Prozent des syrischen Territoriums, nachdem sie jüngst gezwungen war, ihre letzten Bastionen im Süden von Damaskus zu räumen.

In der Nacht zu Montag verließen die letzten IS-Kämpfer das palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk und das Viertel Tadamun. Insgesamt zogen 1.600 IS-Kämpfer und Zivilisten in 32 Bussen aus den IS-Bastionen in Damaskus in Richtung eines Gebiets unter Kontrolle der IS-Miliz im Osten Syriens ab. Nach Angaben der Beobachtungsstelle war es eben jenes Gebiet, von dem nun der Angriff auf den Armeestützpunkt ausging.

Die Regierung erklärte nach der Räumung von Yarmouk Damaskus und sein Umland für "komplett sicher". Es ist das erste Mal seit 2012, dass sie die ganze Region der Hauptstadt kontrolliert. Die UN-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) warnte allerdings, dass Yarmouk durch die jahrelangen Kämpfe dermaßen zerstört sei, dass eine Rückkehr der einst 160.000 Einwohner kaum vorstellbar sei.

Yarmouk war in den 50er-Jahren als Lager für palästinensische Flüchtlinge errichtet worden, doch entwickelte es sich über die Jahrzehnte zu einem Wohn- und Geschäftsviertel. Wie der UNRWA-Sprecher Chris Gunness sagte, ist heute kaum noch ein Haus intakt. Die Wasser- und Stromversorgung sei ebenso zerstört wie das Gesundheitswesen. Laut Gunness leben nur noch 100 bis 200 Zivilisten in Yarmouk, darunter viele Alte und Kranke. (APA, 22.5.2018)