Hier bauen die Frauen, sie bestimmen auch, wer das Haus betreten darf: Enkaji-Haus der Maasai.

Foto: karinnussbaumer.com

Innsbruck – Naserian Kipees, bunt gekleidet und ein Handy um den Hals, wird zusammen mit den anderen Frauen des Dorfes Ololosokwan in Tansania bald ein neues Enkaji, ein traditionelles Wohnhaus, für ihre siebenköpfige Familie bauen. Das aktuelle ist nach acht Jahren durch Termiten und Regenfälle schon recht lädiert.

Es misst fünf mal fünf Meter, ist aus einer korbgeflechtartigen Holzkonstruktion errichtet und mit Erde, Sand, Asche und Kuhdung verputzt. Zwei Fußlängen breit ist die Türöffnung, auch alle anderen Proportionen leiten sich aus Naserians Körpermaßen ab. Das Bauen ist bei den Maasai ausschließlich Frauensache, und die Frau bestimmt, wer ihr Haus betreten darf – eine unbekannte Facette einer Kultur, die klischeehaft vor allem auf das Stereotyp des stolzen Kriegers reduziert wird.

Wie sehr das Wohnen und Bauen mit dem Lebensalltag dieses afrikanischen Volkes verknüpft ist, zeigt die Ausstellung Maasai – Baumeisterinnen aus Ololosokwan im Schwazer Museum der Völker, kuratiert von der Architekturdozentin und Baumeisterin Cornelia Faißt und bereits im Frauenmuseum Hittisau gezeigt.

Weibliche Baugeschichten

Zehn Frauen stehen dem Besucher als lebensgroße Aufnahmen der Fotografin Karin Nussbaumer gegenüber, gruppiert um den am Boden abgebildeten Grundriss eines Enkaji, in das man über eine Virtual-Reality-Brille auch "eintreten" kann. Die Informationen zum Kontext dieser weiblichen Lebens- und Baugeschichte sind rundum spannend aufbereitet. Kuratorin Cornelia Faißt war es wichtig, "einen Aspekt dieser Kultur aus Frauensicht zu erzählen". Außerdem wollte sie eine Bauweise dokumentarisch festhalten, die in wenigen Jahren wohl weitgehend verschwunden sein wird.

Mit dem Verein SIDAI bemüht sich Faißt nun auch um Ausbildung, Gesundheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen und Mädchen aus dem Dorf. Aktuelle Themen also, die in Zukunft mehr Raum im Schwazer Museum finden sollen.

Das vom Tiroler Fotografen und Autor Gert Chesi 1995 als ethnografische Sammlung gegründete Haus wird unter seiner neuen Leiterin Lisa Noggler-Gürtler neue Wege gehen: "Ein Museum ist ein Ort, den eine Gesellschaft braucht, um sich eigener Kulturen zu versichern. Da muss man diskutieren können und sich aktuellen Fragestellungen widmen, die uns alle angehen. Und man muss sie auch mit lokalen Tiroler Kulturen verknüpfen." (Nicola Weber, 23.5.2018)