Riad – Die Behörden in Saudi-Arabien setzen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen ihren Feldzug gegen Frauenrechtsaktivisten fort. Mittlerweile seien in dem erzkonservativen Königreich bereits zehn Frauenrechtsaktivisten, unter ihnen mindestens sieben Frauen, festgenommen worden, erklärte am Dienstag die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Das Golf-Zentrum für Menschenrechte sowie ein saudi-arabischer Aktivist sprachen von insgesamt zwölf Festnahmen. Trotz internationaler Kritik seien die Aktivisten wegen "ihrer friedlichen Aktivitäten für die Menschenrechte" inhaftiert worden, sagte die Amnesty-Kampagnenleiterin für den Nahen Osten, Samah Hadid, der Nachrichtenagentur AFP. "Die saudi-arabischen Behörden können nicht weiter öffentlich erklären, dass sie für Reformen sind und gleichzeitig Kämpfer für Frauenrechte auf diese grausame Weise behandeln." Die Amnesty-Vertreterin forderte die sofortige Freilassung aller Menschenrechtsaktivisten.

"Verdächtige Kontakte"

Die saudi-arabischen Behörden wollten sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Am Samstag hatten sie mitgeteilt, es seien sieben Verdächtige festgenommen worden, "die versucht haben, die Sicherheit und Stabilität des Königreichs zu gefährden (...) und die nationale Einheit zu untergraben". Die Beschuldigten hätten "verdächtige Kontakte" zu Ausländern unterhalten. Die saudi-arabischen Medien brandmarkten die Festgenommenen als "Verräter".

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zählen zu den Inhaftierten die 28-jährige Loujain al-Hathloul, die emeritierte Professorin Aziza al-Youssef sowie Eman al-Nafjan, die für ihren Kampf gegen das in Saudi-Arabien geltende Autofahrverbot für Frauen sowie gegen die Bevormundung von Frauen durch männliche Verwandte bekannt sind. Das Königshaus in Riad hatte laut HRW an dem Tag im September, an dem die Aufhebung des Frauen-Fahrverbots angekündigt wurde, prominente Aktivisten kontaktiert und diese aufgefordert, sich nicht mehr in Medien zu äußern.

Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen das Steuern eines Autos verboten ist. Im September 2017 kündigte die Führung des erzkonservativen Königreichs allerdings an, das Fahrverbot für Frauen am 24. Juni aufzuheben. Von einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist das Land jedoch noch weit entfernt: So benötigen Frauen für Reisen, ein Studium oder die Ausübung bestimmter Berufe die Zustimmung ihres Vaters, Bruders, Mannes oder sogar Sohnes.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat Reformen eingeleitet, um Saudi-Arabien zukunftsfähig zu machen. Dazu zählt auch eine stärkere Beteiligung von Frauen am Wirtschaftsleben. Viele Aktivisten kritisieren die Reformen jedoch als kosmetisch.