Der Bundeskanzler Sebastian Kurz war erster Gast bei den "Sommergesprächen" auf Puls 4.

Foto: Puls 4

Die anstrengendsten Diskussionen beim Familienessen sind jene, bei denen zwei aneinander vorbeireden. Kluge mischen sich nicht ein. Läuft der Streit im Fernsehen, ist der Zuschauer, abgesehen vom Umschalten, ohnehin der Tatenlosigkeit ausgesetzt.

Eines kam beim gegenständlichen Beispiel noch dazu, beim ersten Polit-Sommergespräch auf Puls 4 mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwochabend: Da redete jemand ganz bewusst an Moderatorin Corinna Milborn vorbei.

"Das stimmt ja alles nicht"

Denn der Kanzler, der den Satz "Lassen Sie mich nur bitte ausreden" längst in sein fixes Repertoire aufgenommen hat, stößt sich meist schon an der ersten Hälfte von Milborns Frage und nutzt seine eifrige Korrektur ("Das stimmt ja alles nicht." – "Vollkommen falsch!" – "Frau Milborn, Hand aufs Herz, haben Sie unser Regierungsprogramm gelesen?"), um Fragen zu beantworten, die nie gestellt wurden.

Und während sich Politiker gerne über "verhörartige" Interviews beklagen, schaltete Kurz selbst in den Tatort-Ermittlermodus: "Geben Sie zu, dass mein Kabinett günstiger ist als das meines Vorgängers!", rief er Milborn zu.

Auswälzen von Versprechern

Auch das Auswälzen von Versprechern zählt zu den beliebten Verhörtaktiken: Beschreibt Milborn Angela Merkels Außenpolitik als "kooperativ und europafeindlich", unterbricht Kurz: "'Europafreundlich' haben Sie gemeint." Milborn: "Europafeindlich. Nein, das wollte ich jetzt nicht sagen." Kurz: "Sie haben gesagt: 'kooperativ und europa feindlich'." Milborn: "Freundlich."

Wütend, erfahren die Zuschauer bei den netten Fragen zum Schluss, wird Kurz "meistens im Privaten". Man will es sich nicht vorstellen.