Tripolis/Genf – Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) bewertet die humanitären Zustände in libyschen Flüchtlingslagern als mangelhaft. Die Situation in den von der libyschen Migrationsbehörde betriebenen Einrichtungen sei "extrem beunruhigend", sagte der UNHCR-Sondergesandte für das zentrale Mittelmeer, Vincent Cochetel, der "Welt" vom Donnerstag.

Die Helfer hätten noch keine Frau in Sicherheit gebracht, die nicht vergewaltigt worden sei. "Viele haben Morde miterlebt, über 80 Prozent haben Folter oder menschenunwürdige Behandlungen erfahren."

Viele Zentren von bewaffneten Milizen betrieben

Angesichts der schlimmen Zustände hatte am Dienstag bereits eine EU-Delegation unter Leitung der spanischen Politikerin Ines Ayala-Sender ein Ende dieser Migrationszentren gefordert. "Unser Ziel ist es, diese Zentren zu schließen", sagte sie, nannte aber keinen Zeitrahmen für die Pläne. Da viele der Migranten nicht in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden könnten, müssten die europäischen Staaten deutlich mehr Flüchtlinge und Asylsuchende aufnehmen als bisher, sagte Ayala-Sender. Die Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen in Europa ist immer wieder ein Streitthema in der EU.

Auch internationale Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International kritisieren die häufig unmenschlichen Zustände in den libyschen Flüchtlingslagern. Viele der Zentren werden zudem von bewaffneten Milizen betrieben. Zusammen mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) versucht die EU, vor allem Flüchtlinge aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara in ihre Heimatländer zurückzubringen. (APA, dpa, 24.5.2018)