Die Mehrheit stimmte in einem Referendum am Freitag für die Abschaffung des umstrittenen Artikel 8.

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Irlands Bevölkerung hat mit ihrem Ja zur Abschaffung des Abtreibungsverbots das Land ins 21. Jahrhundert befördert: Der umstrittene Artikel 8, der bisher einem Fötus das gleiche Lebensrecht einräumte wie einer schwangeren Frau, wird nun gestrichen. Bisher waren Schwangerschaftsabbrüche untersagt, solange das Herz des Fötus geschlagen hat – selbst bei Vergewaltigung oder wenn das Kind nach der Geburt nicht überlebensfähig wäre. Unter Umständen konnten Frauen, die nach einer Vergewaltigung abgetrieben haben, längere Haftstrafen erhalten als ihre Peiniger.

Dabei ist seit Jahrzehnten klar: Abtreibungen finden statt, auch wenn sie verboten sind – dann aber oft unter gefährlichen Bedingungen. Für Irinnen, die es sich leisten konnten, war die beste Lösung, für den Eingriff mitunter beschämt ins Ausland zu reisen. Für die ärmere Bevölkerung bedeutete die gesetzliche Lage, den Schwangerschaftsabbruch selbst in die Hand nehmen. Immer wieder auch wörtlich: Sie griffen zu scharfen Objekten oder Gift.

Die WHO forderte vergangenes Jahr, was Feministinnen schon seit Ewigkeiten wollen: Abtreibungen und Verhütung legal zugänglich zu machen. Die Erfahrung zeigt: In Ländern, in denen die Regulierungen in dieser Frage liberaler sind, sterben nicht nur viel weniger Frauen bei Abtreibungsversuchen, die Nachfrage ist auch geringer. Irlands Regierung will mit ihrem Vorschlag, Abtreibung bis zur zwölften Woche grundsätzlich zu erlauben, einen Schritt in die sichere Richtung gehen. Das heißt nicht, dass es jetzt massenhaft Abtreibungen geben wird. Es bedeutet nur, dass die Kontrolle über den Körper nun bei der Frau und nicht mehr beim Staat liegt. Endlich. (Noura Maan, 26.5.2018)