Beirut – Trotz deutlicher Verluste seines Lagers bei der Parlamentswahl vor drei Wochen ist der libanesische Ministerpräsident Saad al-Hariri erneut mit der Bildung einer Regierung beauftragt worden. Staatschef Michel Aoun erteilte ihm den Auftrag am Donnerstag, wie das Präsidialamt in Beirut über den Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte.

Zuvor hatten sich genügend Abgeordnete hinter Hariri gestellt, der nun vor seiner dritten Amtszeit steht. Es wurde erwartet, dass der 48-jährige Regierungschef nun Konsultationen zur Bildung einer Regierungskoalition aufnimmt. Bei der Parlamentswahl am 6. Mai hatte Hariris Zukunftsbewegung ein Drittel ihrer Sitze verloren. Die schiitische und proiranische Hisbollah-Bewegung hatte hingegen deutlich an Mandaten hinzugewonnen.

Wahl verschoben

Die rund 3,7 Millionen Libanesen waren zum ersten Mal seit neun Jahren zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen gewesen. Die Abgeordneten hatten die Wahl seit 2009 nicht zuletzt wegen des Bürgerkrieges in Syrien, an dem sich auch die Hisbollah-Miliz beteiligt, drei Mal verschoben. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 49,2 Prozent.

Hariri war wegen der Beteiligung der Hisbollah an der im Oktober 2016 gebildeten Regierung der nationalen Einheit im November von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman während eines Besuchs in Riad zum Rücktritt gezwungen worden. Erst auf internationalen Druck hin konnte er nach Beirut zurückkehren, wo er seinen Rücktritt revidierte. (APA, 24.5.2018)