Strafzölle würden Autoexporteure wie Mercedes, aber auch heimische Zulieferer massiv treffen.

Foto: Andreas Schnauder

Frage: Warum droht Donald Trump mit Strafzöllen von 25 Prozent auf US-Autoimporte?

Antwort: Der US-Präsident geht schon lange mit der Idee hausieren. Seiner Meinung nach haben die Pkw-Einfuhren die nationale Autoindustrie massiv beeinträchtigt und hunderttausende Jobs in den USA vernichtet. Der Rückgang der Beschäftigung ist zwar dokumentiert, allerdings sind die Gründe vielfältig. Sie liegen beispielsweise auch in der Technologisierung.

Frage: Werden die USA bei Autos benachteiligt, wie Trump sagt?

Antwort: In den meisten Fällen stimmt das. Beispielsweise belegt die EU die Einfuhr amerikanischer Modelle im Schnitt mit zehn Prozent Zoll, umgekehrt belaufen sich die Tarife nur auf 2,5 Prozent. Allerdings schützen die USA andere Bereiche stärker.

Frage: Welche Herstellerländer würden die Strafzölle besonders treffen?

Antwort: Derzeit kann noch nicht gesagt werden, welche Länder bestraft werden könnten. Trump lässt allfällige Maßnahmen erst prüfen. Theoretisch am stärksten betroffen wären Mexiko und Kanada, die aber beide mit den USA in der Freihandelszone Nafta verbunden sind. Der Pakt wird derzeit auf Wunsch Washingtons überarbeitet. Mexiko und Kanada, die für rund die Hälfte der US-Autoimporte verantwortlich zeichnen, wurden von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen. Hinter den beiden Ländern folgen Japan und Deutschland als größte Autoexporteure in die USA. Insgesamt wurden im Vorjahr 8,3 Millionen Autos in die USA eingeführt, deren Wert 192 Milliarden Dollar entsprach.

Frage: Wäre auch Österreich von Strafzöllen betroffen?

Antwort: Auf jeden Fall. Österreich ist über Zulieferungen massiv mit den USA verflochten – großteils indirekt über Aufträge deutscher, französischer oder italienischer Autohersteller. Allein die 150 direkten Kfz-Industriebetriebe haben 30.000 Beschäftigte. Insgesamt hängen 370.000 österreichische Jobs an der Automobilindustrie. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut wären bei der Einführung eines 25-prozentigen Zolls auf Kfz 150.000 Jobs in der EU gefährdet. 5000 davon entfielen auf Österreich.

Frage: Wer sind die großen Zulieferer in Österreich?

Antwort: Die Voestalpine zählt zu den größten österreichischen Auftragnehmern der Autoindustrie. Auch Magna Steyr ist ein großer Player, ebenso wie AVL List. Dazu kommen zahlreiche mittelständische Unternehmen wie Polytech, Miba oder Pollmann. Eine weitere Rolle spielt Österreich als Standort für internationale Konzerne. So fährt jeder zweite BMW weltweit mit einem Motor aus dem Werk in Steyr. Auch hier würde es zu großen Beeinträchtigungen im Fall von Strafzöllen kommen. Ein weiterer Faktor: Viele der Unternehmen sind international aufgestellt. Sie könnten beispielsweise auch über ihre Aktivitäten in China oder Mexiko betroffen sein, sollten diese Länder sanktioniert werden.

Frage: Wie realistisch ist die Einführung von Strafzöllen?

Antwort: Seriöserweise lässt sich das nicht beantworten. Freilich hat Trump schon öfter bewiesen, dass er Druck aufbaut, um eine für ihn gewünschte Lösung zu erzielen. Für Michael Löwy von der Industriellenvereinigung gibt es nach der neuen Ankündigung "einen Hoffnungsschimmer weniger", dass es zu einer Deeskalation im Handelsstreit kommt.

Frage: Welche Maßnahmen sind als Nächstes zu erwarten?

Antwort: Die Prüfung der Strafzölle auf Autos aus Gründen der nationalen Sicherheit wird viele Monate in Anspruch nehmen. Bereits am 1. Juni könnten die USA entscheiden, ob Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus der EU sanktioniert werden. (Andreas Schnauder, 25.5.2018)