Aktionäre von ATX-Unternehmer können sich an einem regelrechten Geldregen erfreuen.

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Dass die Konjunktur in Österreich derzeit brummt, lässt sich auch an den Unternehmensgewinnen ablesen. Die 20 im heimischen Leitindex ATX notierten Unternehmen haben im Vorjahr in Summe einen Gewinnanstieg von knapp 28 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro verbucht. Insgesamt konnten 60 Prozent der ATX-Unternehmen ihre Ergebnisse deutlich verbessern. Diese Entwicklung ist – abgesehen von der guten Konjunktur – auch auf geringere Wertberichtigungen und Abschreibungen bei Beteiligungen an Tochterfirmen in Ost- und Mitteleuropa zurückzuführen.

Für Aktionäre heißt das vor allem: Es gibt Bares für ihre Investments. Und das nicht zu knapp. In Summe fließen Dividenden in der Höhe von 2,8 Milliarden Euro an die Anleger. Das ist um 600 Millionen Euro (oder 28 Prozent) mehr, als im Vorjahr ausgeschüttet wurde – und ein neuer Rekordwert, wie der aktuelle Dividendenreport der Arbeiterkammer Wien (AK) zeigt. Mit 512 Millionen Euro schüttet heuer (wie auch schon im Vorjahr) die Erste Group am meisten an ihre Anleger aus. Gefolgt von der OMV (489,8 Mio. Euro) und der Voestalpine (238 Mio. Euro).

Dividende trotz Verlusts

In der diesjährigen Dividendensaison vergüten alle ATX-Unternehmen ihre Anleger, selbst jene, die in der Gewinn- und Verlustrechnung unterm Strich ein Minus ausweisen. "Schoeller Bleckmann Oilfield und Immofinanz sind jene beiden Konzerne, die trotz Verlustes Dividende zahlen und somit Substanz verlieren", erklärt Markus Oberrauter, Betriebswirt in der AK Wien und Autor des Dividendenreports.

Auch der Mineralölkonzern OMV muss an die Substanz, um die Aktionäre zu befriedigen, da mit einer Ausschüttungsquote von 113 Prozent mehr als der erwirtschaftete Gewinn verteilt wird. Beim Versicherungskonzern Uniqa geht mit einer Ausschüttungsquote von 97 Prozent fast das ganze Ergebnis an die Anteilseigner. Ähnlich ist das Bild bei der Österreichischen Post – auch hier fließt fast der gesamte Gewinn in die Dividende; die Ausschüttungsquote liegt bei 84 Prozent.

In guter Gesellschaft

Mit diesen Zahlen befinden sich die österreichischen Anleger jedenfalls in guter Gesellschaft. Auch in Deutschland können sich Anteilseigner heuer über eine Rekordausschüttung freuen. In Summe fließen mehr als 50 Milliarden Euro an die Aktionäre, zeigt die aktuelle Studie von Dividenden-Adel in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Ökonomie und Management. Dafür wurden fünf Indizes (Dax, Mdax, Tecdax, Sdax und die Nebenwerte) analysiert. Allein die 30 Unternehmen, die im deutschen Leitindex Dax zusammengefasst sind, schütten 35,7 Milliarden Euro aus. Am meisten zahlen – wie im Vorjahr – die Großkonzerne Daimler, Allianz und Siemens. Sie versüßen den Anlegern ihre Investments mit 10,5 Milliarden Euro Dividende.

Dass Unternehmen ihre Aktionäre fürstlich vergüten, stößt auch auf Kritik. Vor allem wenn – wie in Österreich der Fall – für die Dividende an der Substanz des Unternehmens gekratzt wird. "Eine angemessene Dividendenpolitik sieht eindeutig anders aus", sagt Oberrauter. Er plädiert dafür, die erwirtschafteten Gewinne zu einem größeren Teil in die Nachhaltigkeit und Modernisierung der Unternehmen und in die Belegschaft zu investieren. "Gerade in Zeiten des digitalen Wandels ist es umso wichtiger, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu forcieren", sagt Oberrauter. Damit wäre das Geld mit Sicherheit nachhaltiger angelegt.

Bund kassiert mit

Von den Dividenden nascht auch die Republik ordentlich mit. Die staatsnahen Betriebe OMV, Post, Telekom Austria und Verbund, bei der die Republik noch Beteiligungen hält, schütten 907 Millionen Euro aus – 339,6 Millionen Euro fließen an den Staat.

Gerät die Konjunktur nicht ins Stottern, können sich Anleger wohl auf weitere gute Dividendenjahre freuen. Denn die geplanten Steuersenkungsprogramme – in Österreich soll laut Regierungsprogramm etwa die Körperschaftssteuer gesenkt werden – verringern die Kosten für Unternehmen, womit deren Gewinne potenziell steigen werden. "Das bringt wohl ein zusätzliches Zuckerl für Aktionäre", sagt Oberrauter.

In den USA zeigt die Steuerreform von Donald Trump bereits, dass die Steuerersparnis nicht in die Schaffung von Jobs fließt, sondern hauptsächlich Aktionäre profitieren. Seit der Steuerreform wollen so viele Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen wie noch nie. Bereits im Februar summierten sich diesbezügliche Ankündigungen der Unternehmen auf 153,7 Milliarden Dollar, nachdem es im Jänner erst knapp 60 Milliarden waren. Mit einem Rückkauf erhalten Aktionäre einen massiv höheren Zufluss als mit einer Dividende. Erst Anfang Mai hatte Apple seinen Aktionären durch einen Aktienrückkauf einen Geldregen von 100 Milliarden Dollar (83 Milliarden Euro) beschert. (Bettina Pfluger, 24.5.2018)