Siriusgelb. So heißt die beeindruckende Farbe dieses Renault Mégane R.S., bitte schön. Nein, keine schalen Postlerwitze. Sparen wir uns das. Kein Traritrara. Dafür ein kräftiges Dröhnen des 1,8 Liter großen Vier-Zylinder-Turbos. 280 PS wollen auch gehört werden. Vor allem, wenn man in einem sportlichen Fahrmodus unterwegs ist.

Siriusgelber Renault Mégane R.S.
Foto: Guido Gluschitsch

Mit den Modi ändert sich nicht nur der Klang des Auspuffs, sondern neben den üblichen Verdächtigen, wie der Gaspedalkennlinie, auch die Arbeit der Allradlenkung. Die Geschwindigkeit, ab der die hinteren Räder gleich wie die vorderen einschlagen, wird mit jeder Eskalationsstufe weiter nach hinten verschoben.

Spurtreue

Wirklich aufgefallen ist das beim Fahren im öffentlichen Verkehr aber nicht. Dafür allerdings, dass dieser Mégane Spurrillen frisst wie der Nachbarshund Hauspatschen. Der Hauptgrund dafür dürften die stattlich fetten 245er-19-Zöller sein, die dem gelben Flitzer als Schuhwerk dienen. Dass wir für den Test zum R.S. ohne mechanische Differenzialsperre gegriffen haben, kommt erschwerend dazu.

Am Heck zeigt der Diffusor, dass es sich hier um keinen normalen Mégane handelt.
Foto: Guido Gluschitsch

Wer bei einem solchen Sportwagen beim Antrieb spart, bekommt halt dann beim Ausloten der Grenzen die Rechnung präsentiert. Und das ist auch – nur um eine realistische Einordnung zu ermöglichen – das Niveau, auf dem wir hier jetzt raunzen.

Sparen am falschen Eck

Während der Sparefroh auf der Rennstrecke nicht versteht, warum ihm der Kollege mit dem eigentlich eh gleichen Auto um die Ohren fährt, wird man sich im Alltagsgebrauch nur dann über die Lenkarbeit störende Antriebskräfte alterieren können, wenn man mit dem rechten Fuß schon bis zur Bodenplatte im Kriminal steht. Mit dem Fuß muss man im R.S. sowieso vorsichtig sein. Die 130 km/h sind schnell erreicht.

Der Innenraum mit dem Sportlenkrad.
Foto: Guido Gluschitsch

Während einer der schärfsten und vor allem jüngsten Konkurrenten des Mégane R.S., der Hyundai i30 N, nur mit manuellem Sechsgang-Getriebe angeboten wird, kann man beim Mégane R.S. zwischen Handschalter und DCT, dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, wählen.

Ein Lenkrad, vier lenkende Räder.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Entscheidung hin zum DCT sollte aber keine allzu schwere sein. Dieses hat nur ein Kuriosum: Die Schaltwippen sind starr an der Lenksäule verbaut, nicht direkt am Lenkrad – was auf der Straße wieder ziemlich egal ist. Wer mit dem Wagen aber Slalomrennen fahren will – ja, das geht hervorragend, schon so, wie der R.S. beim Händler steht -, wünscht sich vermutlich mitdrehende Wippen.

In warmem Gelb und mit feinen Designspielereien wie den Scheinwerfern im Zielflaggen-Design erobert der 280 PS starke R.S. die Herzen.
Foto: Guido Gluschitsch

Keine Wünsche indes lassen die Sitze offen. Wie maßgeschneidert klammern sich die an einen und halten einen mit herrlicher Strenge fest. Da hat Renault den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Rennstrecke, wieder rein subjektiv empfunden, perfekt geschafft.

Zentralinstrument
Foto: Guido Gluschitsch

Na klar, wird auch der nicht einmal 50.000 Euro teure Sportwagen vermutlich die meiste Zeit auf der Straße und nicht im Kreis bewegt. Da ist man dann schon froh über einen vernünftigen Kofferraum, fünf Türen und damit auch, dass man die Sporttasche einfach lässig auf die Rücksitzbank schmeißen kann. Freuen wird man sich auch über das gelungene Design: sportlich, aber nicht zu protzig. Und über das Siriusgelb. (Guido Gluschitsch, 2.5.2018)

Foto: Guido Gluschitsch