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Gegen Harvey Weinstein wird seit Monaten ermittelt.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

New York – Der frühere Hollywood-Mogul Harvey Weinstein ist erstmals wegen sexueller Übergriffe angeklagt worden. Dem 66-Jährigen werden Vergewaltigung und ein weiterer sexueller Übergriff vorgeworfen, teilte die Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan am Freitag mit. Die Taten in den Jahren 2004 und 2013 richteten sich demnach gegen zwei verschiedene Frauen.

BBC News

Weinsteins Anwalt Ben Brafman kündigte vor Journalisten an, sein Mandant werde auf nicht schuldig plädieren. "Wir wollen sehr schnell vorgehen", um eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen, sagte der prominente Strafverteidiger. Die Vorwürfe gegen seinen Mandanten seien "verfassungsrechtlich fehlerhaft" und seien nicht ausreichend durch Beweise gedeckt.

Weinstein hatte sich zuvor den New Yorker Behörden gestellt. Er erschien am Freitagmorgen (Ortszeit) in einer Polizeiwache in Manhattan, wo er festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt wurde. Anschließend wurde er einem Richter vorgeführt.

Elektronische Fußfessel

Dieser verfügte Weinsteins Freilassung unter Auflagen. Er musste eine Kaution in Höhe von einer Million Dollar (853.000 Euro) hinterlegen und bekam eine elektronische Fessel. Laut einer im Voraus getroffenen Vereinbarung mit den Behörden musste der Ex-Erfolgsproduzent seinen Pass abgeben und darf sich nur in New York und im benachbarten Bundesstaat Connecticut aufhalten. Eine weitere Anhörung wurde für den 30. Juli anberaumt.

Bei dem Verfahren in New York geht es US-Medien zufolge unter anderem um den Vorwurf, Weinstein habe 2004 die damals aufstrebende Schauspielerin Lucia Evans zum Oralsex gezwungen. In der Vergangenheit hatte die New Yorker Polizei Ermittlungen wegen Evans' Vorwürfen bestätigt und außerdem mitgeteilt, dass gegen Weinstein wegen zwei mutmaßlicher Vergewaltigungen der Schauspielerin Paz de la Huerta Ende 2010 ermittelt werde.

Die ersten Vorwürfe gegen Weinstein waren im Oktober bekannt geworden. Seither warfen ihm mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow, vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben.

Weitere Ermittlungen laufen

Auch in Los Angeles und London laufen gegen Weinstein Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe. Der 66-Jährige bestreitet die Vorwürfe: Nach seiner Darstellung war der Sex immer einvernehmlich.

Auch wenn Weinstein vor Gericht gestellt werde, wäre es bis zu einer Verurteilung wegen sexueller Übergriffe noch ein weiter Weg, sagte die Strafverteidigerin und Exstaatsanwältin Julie Rendelman. Es sei zu erwarten, dass Weinsteins Anwalt Brafman für seinen Mandanten "sehr hart kämpfen" werde.

Brafman hatte schon den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, vor einer Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf ein Zimmermädchen im Jahr 2011 bewahrt. Der Strafverteidiger hatte die Anklage des Manhattaner Bezirksstaatsanwalts Cyrus Vance zerpflückt. Dieser steht derzeit in der Kritik, weil er vor drei Jahren ein Verfahren gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe eingestellt hatte.

#MeToo-Debatte

Die Vorwürfe gegen Weinstein traten die sogenannte #MeToo-Debatte los, in der weltweit zahlreiche mutmaßliche Opfer sexueller Gewalt an die Öffentlichkeit gingen. Mit solchen Vorwürfen sieht sich nun auch US-Schauspieler Morgan Freeman konfrontiert. Auf CNN berichteten am Donnerstag 16 Menschen, darunter acht mutmaßliche Opfer, über Fälle sexueller Belästigung durch den heute 79-Jährigen. So habe Freeman bei einer Produktionsassistentin mehrfach versucht, ihren Rock hochzuheben.

Freeman entschuldigte sich "bei jedem, der sich unbehaglich oder nicht respektiert fühlte". "Jeder, der mich kennt oder mit mir zusammengearbeitet hat, weiß, dass ich niemanden absichtlich beleidigen oder jemanden wissentlich in Verlegenheit bringen würde", erklärte er. (APA, red, 24.5.2018)