Wien – Das Ringen um den Fortbestand des Atomabkommens mit dem Iran geht weiter. Auf Initiative Teherans trifft sich am Freitag die sogenannte Gemeinsame Kommission in Wien. Erstmals finden die Beratungen des Gremiums ohne die USA statt, die vor gut zwei Wochen aus dem Deal ausgestiegen sind. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte dem Iran am Donnerstag bescheinigt, das Abkommen einzuhalten.

Die anderen Unterzeichner des Abkommens (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, China und Russland) sind mit Spitzendiplomaten vertreten. Es wird erwartet, dass der Iran noch einmal für die beiderseitigen wirtschaftlichen Vorteile des Deals vom Sommer 2015 wirbt. Zudem sollen die praktischen Konsequenzen des Ausstiegs der USA diskutiert werden. Das betrifft unter anderem den Umbau des Schwerwasserreaktors Arak und die Beschaffung von Teilen für das zivile iranische Atomprogramm.

"Terrorsponsor"

Alle verbliebenen Partner haben sich zum Teil vehement für ein Festhalten an der Vereinbarung ausgesprochen. Deutschlands Außenminister Heiko Maas betonte bei seinem USA-Besuch, der Deal liege im Sicherheitsinteresse der Europäer. "Wir wollen keine Verbreitung von Atomwaffen in unserer erweiterten Nachbarschaft", so Maas. US-Präsident Donald Trump hat den Deal aufgekündigt und Wirtschaftssanktionen in Kraft gesetzt, weil er den Iran für "den wichtigsten Sponsor von Terror" hält.

In dem Abkommen von 2015 hatte sich die internationale Gemeinschaft verpflichtet, Sanktionen gegen die Islamische Republik aufzuheben. Im Gegenzug soll ausgeschlossen werden, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. Die Vereinbarung hat dafür gesorgt, dass der Iran sein gesamtes Atomprogramm drastisch reduzieren musste. Die IAEA bestätigte am Donnerstag, dass sich das Land weiterhin an die Auflagen halte.

Intensive Gespräche

Irans Präsident Hassan Rouhani hat zwei seiner Topdiplomaten – Außenminister Mohammad Jawad Zarif und seinen Vize, Abbas Araghchi – damit beauftragt, über intensive Verhandlungen mit EU-Vertretern Lösungen zur Rettung des Abkommens zu finden. Aber auch die beiden erfahrenen Diplomaten sehen große praktische Hürden. "Einfach wird es nicht, aber wir versuchen es", sagte Araghchi, der bei dem Treffen am Freitag in Wien die iranische Delegation leiten wird.

Bei einem Scheitern des Deals wären Irans Alternative Ausstieg und Aufnahme der Urananreicherung ohne die im Abkommen vorgesehene Limitierung. Damit wäre das Land zumindest technisch in der Lage, an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten. Hinzu käme ein Überdenken der Zusammenarbeit mit der IAEA. Die iranische Führung hat bei einem Scheitern sogar mit einem Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag gedroht.

Aber auch innenpolitisch könnte ein Scheitern des Deals Konsequenzen haben. Das Wiener Abkommen war das politische Vorzeigemodell der Rouhani-Regierung und der Reformer im Land. Bei einem Scheitern dürften die Hardliner Rouhanis Rücktritt fordern. (APA, 25.5.2018)