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Der Tesla wurde komplett zerstört.

Foto: reuters

Ein Tesla Model S ist zu Beginn des Monats in South Jordan im US-Bundesstaat Utah gegen ein Feuerwehrauto gekracht. Beide Fahrer wurden leicht verletzt, der Tesla völlig zerstört. Ein Ermittlungsbericht der Polizei, den die Presseagentur Associated Press erhalten hat (via The Guardian), legt nun nahe, dass Auto 3,5 Sekunden vor dem Crash beschleunigt hat. Die Fahrerin trat Millisekunden vor dem Aufprall auf die Bremse.

Die Polizei nimmt an, dass das Auto vermutlich einem anderen Fahrzeug nachgefahren ist und seine Geschwindigkeit dem anpasst hatte. Das vordere Auto fuhr mit 55 Meilen pro Stunde (ungefähr 89 Kilometer pro Stunde). Als das Fahrzeug dann die Spur wechselte, beschleunigte der Tesla offenbar auf die voreingestellte Geschwindigkeit, 60 Meilen pro Stunde (rund 97 Kilometer pro Stunde), ohne die stehenden Autos vor der roten Ampel vor sich zu erkennen.

Bremssystem erkannte Feuerwehrauto nicht

Die Fahrerin des Tesla hatte gegenüber der Polizei ausgesagt, dass sie erwartet hatte, dass das automatische Bremssystem des Fahrzeugs den Verkehr erkennen und automatisch anhalten würde. Sie besitze das Auto bereits seit zwei Jahren und habe das Assistenzsystem auf unterschiedlichsten Straßen – auch der, bei der es zu dem Unfall gekommen ist – verwendet. Sie sagte ebenfalls, dass der Tesla vor dem Unfall keine visuelle oder auditive Warnung gegeben habe. Dem stimmt eine Zeugin zu: Der Autopilot des Tesla S habe in keinster Weise gehandelt, um den Unfall zu vermeiden – sie sah weder die Bremsleuchte aufscheinen, noch kam es zu einem Ausweichmanöver.

Nicht autonom

Teslas Autopilot hat seit der Einführung mehrfach für Kontroversen gesorgt. Da es gerade auf Autobahnen weite Strecken ohne Interaktion des Fahrers zurücklegen kann, verlassen sich viele allzu sehr auf die Fähigkeiten des Computers. Das allerdings zu Unrecht: Teslas Autopilot ist von einem komplett autonom fahrenden System weit entfernt, er ist lediglich ein Assistenzsystem, bei dem die Fahrer immer bereit sein sollten, wieder die Kontrolle zu übernehmen.

Trotzdem bezeichnet das Unternehmen die Funktionalität als "autonomes Fahren" und zeigt in Marketingvideos demonstrativ Fahrer, die nicht zum Lenkrad greifen. Tesla hatte im Zusammenhang mit dem Unfall der Frau die alleinige Schuld für den Unfall gegeben. In einem Bericht für die Polizei schrieb das Unternehmen: "Fahrer werden immer wieder informiert, dass Autopilot-Features Tesla-Autos nicht 'autonom' machen. Der Fahrer muss absolut wachsam bleiben, auf die Straße blicken und die Hände auf dem Lenkrad lassen. Er muss darauf vorbereitet sein, gegen Gefahren auf der Straße zu handeln." Die Art und Weise, wie die Fahrerin den Autopiloten genutzt habe, widerspreche der korrekten Verwendung.

Elon Musk kritisiert Berichterstattung

Elon Musk hatte sich über die laufende Berichterstattung über den Unfall – und andere, bei denen Tesla-Autos involviert waren – geärgert. Sie sei voreingenommen und ignoriere die vielen Unfälle, die mit anderen Autos geschehen. Als Folge hat er bei einer Serie von Tweets angekündigt, ein Portal für Medienbewertung aufzubauen. Als seine Medienfeindlichkeit mit der des US-Präsidenten Donald Trump verglichen wurde, beschwerte er sich: "Jedes Mal, wenn jemand die Medien kritisiert, kreischen diese 'Du bist genau wie Trump!‘", schrieb Musk. "Warum, glaubt ihr, wurde er denn gewählt? Ihr habt eure Glaubwürdigkeit schon lange verloren", so der Tesla-Chef.

Erst nannte er die Abhängigkeit für Klicks als Grund, schimpfte dann aber auch über Non-Profit-Journalismusprojekte wie "Reveal". Die Betreiber der Plattform seien nur "ein paar reiche Kids aus Berkeley, die ihren Politikwissenschaftsprofessor zu ernst genommen haben". "Reveal" hatte berichtet, dass in Tesla-Fabriken Unfälle nicht korrekt gezählt würden – wobei der Konzern angibt, ein sichererer Arbeitgeber zu sein als andere Autohersteller. (muz, 25.5.2018)