Die internationalen Ermittler präsentierten am Donnerstag ihren Bericht.

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Kiew – Das russische Außenministerium weist die jüngst erhobenen neuerlichen Anschuldigungen, für den Abschuss der Malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ukraine verantwortlich zu sein, als "unbegründet" zurück. Es unterstellt den Ermittlern Voreingenommenheit und Einseitigkeit und das Ziel, Russland in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu diskreditieren.

Die vom Joint Investigation Team (JIT) präsentierte Version der Ereignisse, wonach die Buk-Rakete der russischen Brigade 53 gehöre, sei "bedauerlich", schreibt das russische Außenministerium in einer Stellungnahme von Donnerstagabend.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag in St. Petersburg auf die Frage, ob eine russische Rakete beteiligt gewesen wäre: "Natürlich nicht."

Angeblich Hauptverantwortlicher identifiziert

Das Recherchenetzwerk Bellingcat hat nach eigenen Angaben einen mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für den Abschuss von Passagierflug MH17 im Juli 2014 identifiziert. Es handle sich um den russischen Offizier Oleg Ivannikow, berichtete Bellingcat am Freitag in Den Haag. Der Offizier sei 2014 in der Ostukraine verantwortlich für den Transport der Luftabwehrrakete vom Typ Buk von und nach Russland gewesen.

Keine Beweise präsentiert

"Natürlich wurden keine Beweise präsentiert – mit Ausnahme eines visuell bemerkenswerten Videos, das auf Daten basiert, die von 'Bellingcat'-Bloggern fabriziert wurden", heißt es in der russischen Erklärung. Diese Blogger hätten schon früher Fakten verdreht, um die Hypothese zu untermauern, dass Russland in den Abschuss des Flugzeuges involviert sei. Es sei zudem verwirrend, dass diese Theorie gerade zu einem Zeitpunkt vorangetrieben werde, an dem Russland die Überprüfung der Anfragen der niederländischen Ermittler noch nicht abgeschlossen habe.

"Wir halten fest, dass das Material, das bei der Pressekonferenz vorgewiesen wurde, einen bedeutenden Teil der Informationen ignoriert, die von Russland zur Verfügung gestellt wurden", heißt es weiter. So sei etwa nichts über die Hilfe während der Untersuchungen erwähnt worden. Die Menschen hinter der jüngsten Präsentation hätten auch vergessen zu erwähnen, dass Russland niederländische Experten und Ermittler in Moskau beherbergt sowie technische Daten der Buk-Rakete und Ergebnisse eines umfangreichen Tests der Rakete durch den Hersteller übergeben habe.

Radarüberwachung des Luftraums

Russland habe den niederländischen Ermittlern auch Rohdaten der Radarüberwachung des Luftraums zum Zeitpunkt der Tragödie zukommen lassen. Diese entscheidenden Informationen seien sehr umfangreich und gänzlich objektiver Natur, wird betont. "Leider hat das die Ausrichtung der Untersuchung überhaupt nicht geändert."

"Auf Basis der Radaraufzeichnungen können die Erkenntnisse der unbekannten von den Ermittlern engagierten Experten nicht anders als 'absolut unhaltbar' bezeichnet werden", heißt es. "Unter diesen Umständen haben wir legitime Fragen bezüglich der wahren zugrunde liegenden Motive des JIT, vorläufige Schlussfolgerungen zu veröffentlichen." All dies bestätige nur die bereits früher geäußerten Bedenken über die Voreingenommenheit und Einseitigkeit der laufenden Untersuchung. Nichtsdestotrotz werde Russland weiterhin Hilfestellungen bieten, damit die Wahrheit über den Absturz des Fluges MH17 festgestellt und die wahren Täter vor Gericht gebracht werden können.

USA, Niederlande und Australien machen Russland verantwortlich

Die Niederlande und Australien haben Russland für den Abschuss von Flug MH17 über der Ukraine verantwortlich gemacht. Beide Länder "machen Russland für seine Beteiligung an dem Abschuss verantwortlich", erklärte die niederländische Regierung am Freitag. Auch die USA schließen sich den Vorwürfen an: Es sei Zeit, dass Russland seine Rolle bei dem Vorfall anerkenne und aufhöre, gefälschte Nachrichten zu verbreiten, erklärte das US-Außenministerium am Freitag.

Am Vortag hatte das Ermittlerteam einen neuen Bericht über den MH17-Abschuss vorgelegt und die eingesetzte Rakete erstmals einer russischen Militärbrigade zugeordnet. Die Erklärung der niederländischen Regierung könnte nun auch gerichtliche Schritte zur Folge haben. (APA, 25.5.2018)