Los Angeles – Das erste Mal wurde George Bluth (Jeffrey Tambor) in Arrested Development so richtig sauer, als sein Sohn Michael (Jason Bateman) den im Familieneigentum befindlichen Bananenverkaufsstand in Brand setzte. Das geschah in voller Absicht, schließlich ging es darum, sich loszulösen vom übergroßen Vater, der sich mit kriminellen Machenschaften ins Gefängnis brachte.

Dass der Vater seinem eigen Fleisch und Blut während eines Haftbesuchs nach Überbringen dieser Botschaft heftig an die Gurgel ging, hatte weniger mit schlechter Erziehung zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, dass im Standl ein Haufen Bargeld versteckt war und in Flammen aufging.

Für Pannen wie diese in der ersten Folge von Arrested Development auf Netflix war die Serie stets gut. Seit knapp 70 Folgen blödeln sich die Mitglieder der Familie Bluth durch die Comedy, die zuerst auf Fox lief, bis sie nach mehrjähriger Pause im Jahr 2013 von Netflix wiederbelebt wurde, wo die fünfte Staffel ab sofort abrufbar ist.

Netflix

Doch dieses Mal sind die Umstände andere, denn am Set von Arrested Development ging es offenbar nicht so ausgelassen zu wie in der Serie, wie ein Interview der Darsteller mit der New York Times belegt. Darin erzählt Schauspielerin Jessica Walter von Übergriffen und Schikanen beim Dreh. Jeffrey Tambor habe zwar nie die rote Linie überschritten, doch nie zuvor sei sie in ihrer langen Karriere von einem Szenepartner so schlecht behandelt worden, sagt sie dort.

Schauspielkollege Jason Bateman – er spielt in "Arrested Development" den gemeinsamen Sohn – beschwichtigte und spielte Walters Vorwürfe herunter: Im Showgeschäft komme es immer wieder zu emotionalen Ausbrüchen. Nach Kritik – vor allem in sozialen Medien – ruderte Bateman zurück und entschuldigte sich via Twitter bei Jessica Walter. Wie berichtet, wurde Tambor im November 2017 nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung aus der Amazon-Serie Transparent geschmissen.

#MeToo-Problem

Ein #MeToo-Problem hat Netflix mit einer weiteren Serie. Kevin Spacey soll sich auch am Set von House of Cards unstatthaft verhalten haben. Dort wurden die Konsequenzen gezogen. Spacey ist für die sechste Staffel, zu sehen voraussichtlich 2019, nicht mehr vorgesehen.

Nicht entschuldigen muss sich Arrested- Serienerfinder Mitchell Hurwitz für die fünfte Staffel, die voll von Spitzen auf Donald Trumps Präsidentschaft ist. Die ahnungslose Tochter Lindsay (Portia de Rossi) steigt als Kandidatin für den Kongress in den Wahlkampf ein ("Ich möchte ein Teil des Problems sein"), begleitet von eigennützigen Interessen ihres Clans. Die waren schon vor Jahren Grundlage des Plans, eine Mauer zu Mexiko zu bauen, um illegale Einwanderer aufzuhalten. Spekulationen, Donald Trump habe die Idee von George Bluth übernommen, halten sich seither hartnäckig. Politik ist auch in den neuen Folgen nur Kulisse für Selbstbereicherung – mit einer klaren Botschaft: dass es auch die größten Deppen dorthin schaffen können. (prie, 28.5.2018, Update: 30.5.2018)