Wahlplakat für Ex-Präsident Álvaro Uribes Schützling Iván Duque in Medellin.

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Gustavo Petro mit Vizepräsidentschaftskandidatin Ángela María Robledo auf einem Flugzettel.

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auch Sergio Fajardo, hier mit Senator Antanas Mockus, könnte es in die zweite Runde schaffen.

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Bogotá/Wien – Im Wahlkampf machen lateinamerikanische Politiker gern konkrete Ankündigungen, ohne zu erklären, wie sie diese umsetzen wollen. Vor der Präsidentenwahl in Kolumbien am Sonntag kündigte etwa Rechtskandidat Iván Duque (41) an, er werde als Staatsoberhaupt erreichen, dass die Steuerhinterziehungsquote im Land um 50 Prozent sinke. Duque liegt in den Umfragen bei 40 Prozent.

Der aussichtsreichste Gegenkandidat Gustavo Petro (58), in den 1980er Jahren Mitglied der linken M19-Guerilla und später Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, will hingegen Steuerschlupflöcher schließen, Abgaben für Vermögende erhöhen und mit Staatsgeldern Ländereien ankaufen, um diese an arme Bauern zu verteilen.

Außerdem strebt er an, die Versorgung Kolumbiens von Erdöl und Kohle auf erneuerbare Energien umzustellen, und will Homosexuellen die Eheschließung ermöglichen. Ihm würden den Meinungsforschern zufolge 29 Prozent der Wähler ihre Stimme geben.

Friedensvertrag als "Verrat"

Der Bankier Duque ist der einzige Kandidat, der den Friedensvertrag mit der marxistischen Ex-Guerilla Farc nachverhandeln will. Er kann dabei auf die Unterstützung des noch immer einflussreichen konservativen Ex-Präsidenten Álvaro Uribe zählen. Das Uribe-Lager sieht den in Havanna unterzeichneten Vertrag als "Verrat" an. Das Abkommen sieht die Demobilisierung tausender Kämpfer im Gegenzug für garantierte Abgeordnetensitze und Entschädigungen für die Opfer des längsten Bürgerkriegs Lateinamerikas vor. Das Uribe-Lager warnt davor, dass Linkskandidat Petro das Land nach dem Vorbild Kubas und Venezuelas in eine "castro-chavistische Diktatur" umbauen wolle.

Dass mit Petro ein deklariert linker Kandidat auf Platz zwei in den Umfragen liegt, ist in Kolumbien eine Premiere: Bisher teilten sich Liberale und Konservative die Macht im Land. Falls er es in die für Juni geplante Stichwahl schafft, dürften seine Wähler aus der ersten Runde allerdings nicht für einen Sieg ausreichen: 37 Prozent der Wählerschaft haben erklärt, ihn keinesfalls wählen zu wollen, besonders unbeliebt ist der Linkskandidat in der wirtschaftsstarken Region Antioquía.

Chancen für Fajardo

Deshalb erwägen potenzielle Petro-Wähler, bereits in der ersten Runde dem Ex-Bürgermeister der Großstadt Medellin Sergio Fajardo ihre Stimme zu geben, der im zweiten Wahlgang bessere Chancen hätte, eine Wiederkehr des "Uribismo" zu verhindern. In den beiden Amtszeiten von Duques Schirmherrn (2002-2010) kam es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, Soldaten töteten Unbeteiligte, um die Leichen als im Kampf gefallene Guerillakämpfer zu präsentieren und dafür Prämien zu kassieren.

Der studierte Mathematiker Fajardo hat im Wahlkampf versprochen, ohne Bestechung Abgeordneter regieren zu wollen. Fajardo erreicht in jüngsten Umfragen zwar lediglich 16,3 Prozent der Stimmen, ihn lehnen allerdings nur vier Prozent der Befragten völlig ab und so könnte er sich bei der wahrscheinlichen Stichwahl am 17. Juni gegen Duque durchsetzen.

Meinungsumfragen in Kolumbien sind allerdings erfahrungsgemäß unzuverlässig: Vor allem in ländliche Gegenden werden kaum Umfragen durchgeführt. (bed, 26.5.2018)