Vom Schwyzerischen bis zum Wiener "Oasch": Isabel Meili kultiviert so einige Varianten des Deutschen.

Foto: Roland Ferrigato

Wien – Man kennt das ja: Die Marotten eines Landes, einer Dorfgemeinschaft oder der eigenen Familie werden einem erst dann so richtig bewusst, wenn man länger davon getrennt war. Geballt kommt das Ganze, wenn auch die Ersatzgemeinschaft, in die es einen hineinzieht, an Merkwürdigkeiten nicht gerade arm ist.

Isabel Meili kann davon mehrere Lieder singen: kaugummizähes Zeitlupen-Schwyzerdütsch beherrscht die Jungkabarettistin genauso wie tieferes Wienerisch mit Analkolorit. Das eine wurde der Schweizerin unfreiwillig in die Wiege gelegt, das andere studiert sie seit zehn Jahren mit großen Fortschritten an Ort und Stelle.

Vom Musical zum Kabarett

Nach Wien kam Meili ursprünglich, um eine Musicalausbildung zu machen. Wegen eines Stimmbandödems sah sie sich dann aber gezwungen, umzusatteln. Was half, war der Humor. In ihrem ersten abendfüllenden Stand-up-Programm Schlapfen halten vermischt sie Rede mit Gesang und Spurenelementen von Poetry-Slam. Schwerpunktmäßig behandelt werden darin etwa Influencer ("Klingt nach Grippe, sind aber Lifestyle-Blogger"), die auf Youtube ihre Morgentoilette beschreiben oder erklären, wie man eine Mango schält.

Es geht aber auch um "Pseudofeminismus" ("Frauenmagazine sind der Teufel") oder die Flut an Rückenkraulern im Hallenbad. Für die fordert Meili eine "Obergrenze". Den Glauben an die Menschheit hat sie übrigens bei der Infozentrale der Wiener Gebietskrankenkasse verloren. Dass der Wiener unfreundlich ist, sei aber falsch: "Es ist ihm nur wahnsinnig viel ziemlich wurscht."

Ein flottes, variantenreiches Debüt, das auf mehr hoffen lässt. (Stefan Weiss, 26.5.2018)