Die Standard-Karte bietet drei Lanes mit Dschungel dazwischen.

Foto: Arena of Valor

Ein Übungstool erlaubt es, mit den eigenen Champs zu experimentieren.

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Der "Abyssal Clash" ist das "ARAM" von "AoV".

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Spielziel ist es, den gegnerischen Nexus in der Basis zu zerstören.

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Nach einer Partie bietet das Spiel eine Reihe von Statistiken auf.

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Die zahlreichen Helden teilen sich in verschiedene Typen auf, wie man sie auch aus "LoL" kennt.

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Mit einem System, das an das alte Runen-System von "LoL" erinnert, lassen sich Charaktere aufwerten.

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Onlinegaming und E-Sports haben die breite Masse erschlossen. Viele Millionen sehen zu, wenn professionelle Videospieler bei internationalen Turnieren um Ruhm und stetig wachsende Preisgelder konkurrieren. "Was ist eigentlich das größte Onlinespiel der Welt?", mag man sich bei der Gelegenheit fragen. Die Antwort dürfte so manchen überraschen.

Urgestein "Counter-Strike" bringt es über zehn Millionen Spieler pro Monat, ist damit aber bei weitestem nicht das größte Game. Rund 50 Millionen Spieler soll "Fortnite: Battle Royale" insgesamt haben, davon teils über drei Millionen gleichzeitig. Dann wäre doch "League of Legends" ("LoL")ein heißer Kandidat, wo sich mittlerweile monatlich rund 100 Millionen aktive Gamer tummeln sollen. Knapp vorbei. An der Spitze steht aber ein naher Verwandter. "Arena of Valor" (AoV) brachte es laut Angaben der Entwickler im vergangenen auf 200 Millionen monatliche Spieler, täglich sollen 80 Millionen mitmachen.

Die "Multiplayer Battle Arena" (MOBA) für Android und iOS ist trotz seiner immensen Fanbasis in westlichen Breitengraden noch weitgehend unbekannt. Denn der Titel ist erst Ende vergangenen Jahres offiziell in Europa gestartet. DER STANDARD hat sich auf das Schlachtfeld vorgewagt.

Arena of Valor

Bekannter Aufbau

"AoV" ist nicht nur aufgrund seines Spielkonzeptes ein naher Verwandter von "League of Legends". Hinter dem Spiel steht der chinesische Spieleriese Tencent, der auch in Besitz des "LoL"-Entwicklerstudios Riot Games ist. Was im Übrigen auch erklären könnte, warum es bisher noch keine Smartphone-Adaption von "League" gibt. Denn mit "AoV" ist man hier gut bedient.

Das Grundprinzip der beiden Free2Play-Spiele ist ident. Standardmäßig zieht eine Gruppe aus fünf Helden auf einer Karte mit drei großen Wegen und einen "Dschungel" gegeneinander in die Schlacht. Ziel ist es, zuerst die feindlichen Türme und anschließend den magischen Nexus in der Basis dem Erdboden gleichzumachen. Als kleine Helfer dienen dabei automatisch gesteuerte Kämpfer (Minions), die der Nexus regelmäßig ausspuckt.

Mit dem Eliminieren von Minions, Dschungelmonstern, Türmen und gegnerischen Helden verdient man wiederum Geld, das man in die eigene Ausrüstung stecken kann. Mit dieser wertet man eigene Attribute (Schaden, Panzerung, Selbstheilung etc.) auf, die taktische Vorteile verschaffen können. Ebenso gibt es besonders starke Computergegner, deren Erledigung einem Spieler oder dem ganzen Team Vorteile verschafft. Zudem erhält man Erfahrungspunkte und steigt im Level auf.

Gelungene Steuerung

Während "LoL" mit Maus und Tastatur gesteuert wird, bedient man "AoV" per Touchscreen. Links unten ist dabei ein virtueller Controller für die Bewegung des eigenen Helden platziert. Mit Buttons auf der rechten Seite hat man Zugriff auf dessen Fähigkeitenrepertoire. Dieses lässt sich bei Levelups freischalten bzw. aufwerten.

Tatsächlich darf man "Arena of Valor" attestieren, die Steuerung gut gelöst zu haben. Der eigene Held lässt sich präzise steuern und auch das Zielen mit verschiedenen Fähigkeiten über den Einsatz der Schaltflächen als zusätzlicher Controller klappt schon mit etwas Übung gut.

Damit man mit dem Touchscreen auskommt, wurde das Spielprinzip von "League" an manchen Stellen entschlackt. Statt vier Hauptfähigkeiten gibt es hier pro Held nur drei – zwei "normale" und einen "Ultimate", der bereits ab Level 4 freigeschalten wird. Gegenstände kann man nicht nur in der Basis kaufen, sondern "on the fly". Dabei kann man sogar fertige Items, die aus mehreren kleinen bestehen, "vorbestellen", woraufhin man als Kaufmöglichkeit stets den jeweils nächsten Bestandteil vorgeschlagen bekommt, sobald man ihn sich leisten kann.

Der "Jungler" als Exot

Die Aufteilung der Helden am Schlachtfeld fällt jedoch unterschiedlich aus, was auch damit zu tun hat, dass die Karte kleiner gehalten ist, als "Summoner’s Rift" im großen Vorbild. Die fünf Helden agieren hier meist als Duo in der oberen und unteren "Lane", während in der Mitte ein Einzelkämpfer loszieht.

Einen "Jungler", der die neutralen Computergegner im Dickicht erledigt und zwischendurch seinen Kollegen auf den Hauptwegen bei einem "Überfall" auf ihre direkten Widersacher hilft, gibt es hier meist nicht, dafür agieren die Spieler allgemein flexibler. Prinzipiell ist es aber nicht unmöglich einen Jungler zu spielen, weil es passende Items und Sonderfähigkeiten gibt.

Die Helden teilen sich auch in "AoV" in das bekannte Muster auf. Es gibt Charaktere, die primär darauf ausgelegt sind, viel Schaden auszuteilen, solche, die als "Fighter" etwas ausgewogener aufgestellt sind, "Tanks", die als eine Art menschliches Schutzschild Gegner ablenken und viel Schaden einstecken, sowie Supporter, die ihre Kameraden mit Heilung, stärkenden Zaubern oder der Behinderung von Gegnern – etwa durch kurze Lähmung – beistehen.

Arena of Valor

Batman, Wonderwoman und Co. kämpfen mit

So manche Heroen erinnern an Kämpfer, die man auch aus "LoL" kennt. Startheld "Valhein" etwa sieht "Twisted Fate" ziemlich ähnlich, was ihre Fähigkeiten angeht bestehen jedoch klare Unterschiede. Benötigt "Twisted Fate" mit seinen unterschiedlichen Wurfkarten einige Übung, ist sein "AoV"-Pendant ein klassischer "Damage Dealer" mit mittlerer Reichweite und einfach einzusetzenden Fähigkeiten. Mehr oder weniger eine 1:1-Übernahme ist hingegen Affenkönig "Wukong", der in beiden Games zu finden ist und ein sehr ähnliches Skillset hat.

Eine Besonderheit sind bei "Arena of Valor" allerdings mehrere lizensierte Champions. Tencent hat hier einen Deal mit DC Comics abgeschlossen und mehrere Superhelden ins Spiel integriert. Man kann – sofern freigeschaltet – mit Batman, Superman, Flash, dem Joker oder Wonderwoman zu Felde ziehen. Helden haben generell eine kurze Hintergrundgeschichte, eine Art übergreifende Handlung, wie in "LoL" gibt es jedoch nicht. Die Comic-Helden wären in seine solche auch eher schwer zu integrieren.

Easy to learn, Hard to master

Wie üblich, ist neben der Beherrschung des eigenen Champions Timing und Teamplay der Schlüssel zum Erfolg. Kommunizieren kann man über einen direkt ins Game integrierten Voicechat, bei dem man optional auch nur zuhören kann. Weiters kann man Hinweise mit Kartenmarkierung an seine Mitspieler "pingen", etwa um sie angesichts eines sich nähernden Gegners und dem eigenen, niedrigen Lebensstand zur Vorsicht zu gemahnen.

Spielt man gemeinsam mit zufälligen Mitstreitern, ist freilich im Vorhinein kaum abschätzbar, wie effizient man gemeinsam agiert. Klappt es gar nicht, besteht die Option des Aufgebens – sofern das restliche Team zustimmt. Mit einer typischen Dauer von zehn bis 15 Minuten sind "AoV"-Schlachten aber deutlich schneller vorbei, als Kämpfe in "LoL". Das liegt auch daran, dass es weniger Türme gibt und die Verteidigungsanlagen auch schneller fallen. So verfügt etwa der Nexus nicht über zwei Türme, sondern kann selber auf Gegner schießen, sofern er nicht von Minions "abgelenkt" ist.

Alternative Spielmodi

Wer Abwechslung sucht, kann auch auf einer kleineren Karte in einem 3-gegen-3 antreten oder auf einer einspurigen Map und einem zufällig zugewiesenen Helden wiederum zu fünft losziehen. Letzterer "Abyssal Clash" ist – wenig überraschend – eine Kopie des "ARAM"-Modus aus "LoL". Hier heilt die Erscheinungsplattform in der Basis nicht und ein Kauf neuer Gegenstände geht nur nach dem Ableben, wenn man wieder in der eigenen Basis respawnt.

Darüber hinaus gibt es zwei Modi, die man in "LoL" nicht vorfindet. Im Deathmatch tummelt man sich auf einer Karte ohne Minions, Computergegnern oder Türmen und der eigene Held beginnt mit Höchstlevel und selbst ausgewählter Ausstattung. In Teams von zwei bis fünf Spielern wird gekämpft, bis nur noch ein Spieler bzw. Team übrig ist. In "Hook Wars" g(nicht getestet) eht es um die Kontrolle einer Plattform im Zentrum der Map durch Einheiten, wobei Spieler hier einen Greifhaken als Werkzeug zur Schadensausübung erhalten. Dieser Modus steht nur an Wochenenden zur Verfügung.

RumblyTV - Arena of Valor / PUBG

Pay2Win

Bei der Finanzierung geht "Arena of Valor" einen ähnlichen Weg wie "League of Legends". Während letzterer Titel es aber nicht ermöglicht, sich spielerische Vorteile zu erkaufen, sieht das beim Handyspiel etwas anders aus. So kann man Seiten in einem "Arcana"-Buch mit kleinen Runen belegen, die jeweils eine geringe Aufwertung (etwa etwas mehr Lebenspunkte oder Angriffsschaden) erlauben. Entsprechende "Steckplätze" werden mit steigender Erfahrung freigeschalten. Standard-Runen lassen sich gegen erspielbare Ingame-Währung günstig erstehen. Es gibt jedoch auch mächtigeres Equipment, das in Lootboxen erheischt werden kann. Ebenso gibt es Karten, die den Gold- oder Erfahrungsgewinn für eine bestimmte Zeit steigern.

Diese Mechanismen werden teilweise durch das Matchmaking, das versucht, etwa gleichstarke Spieler zusammenzubringen, kompensiert. Zudem erhält man fixe Belohnungen für regelmäßige Logins, sowie Bonusitems durch Drehversuche an einer Art "Glücksrad". Dennoch ist hier klar ein Mechanismus zu erkennen, mit dem man Nutzer zu Echtgeldinvestitionen verleiten will. Dass "Arena of Valor" nicht nur aufgrund seiner immensen Spielerzahl das ertragreichste Game der Welt sein soll, verwundert nicht.

Gut anzusehen

Grafisch ist "AoV" übrigens recht ansehnlich gehalten und läuft auf einem Smartphone der oberen Mittelklasse flüssig. Für schwächere Geräte erlaubt das Game Anpassungen beim Detailgrad der Darstellung. Akustisch gibt es ebenfalls keinen Grund zur Beschwerde – es wurde ganze Arbeit geleistet. Und dank europäischer Server spielt man auch mit ordentlichen Latenzzeiten.

Fazit

Wer "League of Legends" mag, wird sich wohl auch mit "Arena of Valor" am Smartphone anfreunden können. Man kann das Spiel als eine an den richtigen Stellen entschlackte und gut zugängliche Umsetzung für Mobilgeräte verstehen, in der man sich flott "zuhause" fühlt. Insbesondere die Steuerung, als potenziell großer Knackpunkt, ist gut umgesetzt.

Skepsis ist ob den leichten Pay2Win-Elementen angebracht, wenngleich diese auf unteren Levels aber noch keine signifikanten Auswirkungen zu haben scheinen. Wer flott in eine Schlacht einsteigen will, aber nicht gleich eine halbe Stunde auf "Summoner’s Rift" verbringen will, ist hier gut aufgehoben. Reinschnuppern kostet jedenfalls nichts. (Georg Pichler, 28.5.2018)