Jaunde – Im unruhigen englischsprachigen Teil von Kamerun hat die Armee am Wochenende mindestens 22 Menschen getötet. Die Zusammenstöße ereigneten sich am Samstag im Dorf Menka im Westen des mehrheitlich französischsprachigen Landes, wie ein Oppositionspolitiker sagte. Die Armee bestätigte den Vorfall und bezeichnete die Getöteten als "Terroristen".

In Menka seien am Freitag bei Auseinandersetzungen mit der Armee 22 Menschen getötet worden, sagte Nji Tumasang von der englischsprachigen Oppositionspartei Sozialdemokratische Front (SDF). Die Sicherheitskräfte gehen in der Region seit Ende 2016 gegen englischsprachige Separatisten vor.

Separatisten oder Kriminelle – Zweifel

Die Armee erklärte, sie habe in dem Ort "mehrere Terroristen neutralisiert". Der Armee sei gemeldet worden, dass sich in Menka "eine Gruppe von Terroristen" aufhalte, erklärte ein Armeesprecher im Online-Netzwerk Facebook. Soldaten hätten daraufhin ihr Hotel umstellt und sich einen "langen Schusswechsel" mit den Bewohnern geliefert. Anschließend seien in dem Hotel Waffen und Munition beschlagnahmt worden.

Am Samstag besuchten mehrere SDF-Politiker, darunter auch Parteichef John Fru Ndi, den Ort. Die Bewohner hätten bestätigt, dass es eine Schießerei gegeben habe und in den Hotelzimmern mehrere Leichen gefunden worden seien, sagte Tumasang. "Die Leute in dem Dorf glauben nicht, dass es Separatisten waren, sondern eher Kriminelle", fügte er hinzu. Bei einem anderen Vorfall am Donnerstag seien den Dorfbewohnern zufolge 18 Menschen getötet worden.

Symbolische Unabhängigkeit im Oktober

Die Separatisten setzen sich für die Unabhängigkeit zweier Regionen im Westen Kameruns ein, in denen der überwiegende Teil der englischsprachigen Bevölkerung lebt. Etwa ein Fünftel der Kameruner gehört der anglophonen Minderheit an, die übrigen Bewohner des zentralafrikanischen Landes gehören zur französischsprachigen Mehrheit. Die sprachliche Aufteilung des Landes ist eine Folge der Kolonialzeit.

Die Unabhängigkeitsbewegung beklagt eine Diskriminierung der Anglophonen durch die Frankophonen. Sie erklärte im Oktober symbolisch die Unabhängigkeit der "Republik Ambazonia", nachdem Kameruns Präsident Paul Biya ihre Forderung nach mehr Autonomie zurückgewiesen hatte. (APA, AFP, 27.5.2018)