Daniel Ricciardo ist immer richtig abgebogen.

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Ferrari und Sebastian Vettel auf Distanz zu halten war aber ein hartes Stück Arbeit.

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Monaco – Mit Bauchweh und Fahrkunst hat Daniel Ricciardo endlich seinen ersten Monaco-Sieg geholt und den 250. GP-Start von Red Bull gekrönt. Der im Training und Qualifying überlegene Australier gewann am Sonntag den Formel-1-GP von Monaco vor Sebastian Vettel und Lewis Hamilton, obwohl ihm über die meiste Zeit viel Motorleistung fehlte. Für Ricciardo war es der zweite Saisonsieg, der siebente insgesamt.

Monaco-Spezialist Ricciardo war vor 2018 in seiner Wahlheimat schon zweimal Dritter und vor zwei Jahren einmal Zweiter geworden. 2016 hatte ihm das Team mit einem verpatzten Boxenstopp den Sieg geraubt. Diesmal konnte aber nicht einmal eklatanter Leistungsverlust und der Ausfall des 7. Ganges ab der 28. von 78 Runden den Triumph des überlegenen Autos und fehlerlosen Fahrers verhindern. Nach dem 100. und dem 150. haben die "Bullen" damit auch das 250. GP-Rennen gewonnen.

Schluck aus dem Schuh

"Das ist eine echte Genugtuung", jubelte der dauergrinsende Australier, bevor er in die Fürstenloge kletterte, um dort vor den erstaunten Augen von Fürst Albert und Gattin Charlene seinen "Shoey" zu zelebrieren. Während auch Adrien Newey mit zugehaltener Nase mittrank, ersparte Ricciardo dem Fürstenpaar das Angebot. Erstmals seit 2012 (Mark Webber) wurde in der Loge für das Team auch wieder die österreichische Hymne gespielt.

Für Red Bull Racing war dank des maßgeschneiderten RB14 Monaco das Rennen mit der wohl größten Siegchance in diesem Jahr. In den Trainings und im Qualifying hatte Ricciardo vor seinem Teamkollegen Max Verstappen serienweise den Streckenrekord pulverisiert. Die Chance auf einen möglichen Doppelsieg hatte Verstappen aber mit einem Unfall im Training und dem letzten Startplatz verspielt.

So musste Ricciardo alleine gegen die mit zwei Autos attackierende Konkurrenz von Ferrari und Mercedes bestehen. Der hoch motivierte Australier legte einen guten Start hin, kam als Führender vor Vettel und Hamilton aus Runde eins zurück. Schnell brachte er auch Vettel aus dem DRS-Schatten.

Sowohl die drohenden Regenwolken hielten sich bei 27 Grad Lufttemperatur ebenso zurück wie auch die Befürchtungen, ein Safety Car oder ein verpatzter Boxenstopp wie 2016 könnte den führenden Ricciardo erneut um die Früchte des Erfolgs bringen. Als erster wechselte Hamilton in Runde 12 die Reifen, Vettel kam in Umlauf 16 und Ricciardo ließ sich eine Runde später problemlos die härteren Pneus ans Auto stecken.

Schreckmoment für Ricciardo

Doch dann kam er doch, der große Schreckmoment beim Führenden. Denn Vettel kam auf einmal dem Australier immer näher, dieser meldete eine spinnende Power Unit samt Leistungsverlust, war auf der Zielgeraden plötzlich fast 30 km/h langsamer. Wie sich später herausstellte, lag das Problem vermutlich am kaputten Energierückgewinnungssystem MGU-K.

"Ich verliere Leistung, was kann ich machen?", fragte Ricciardo per Funk. "Bleib ruhig", hieß die Anweisung. Das Motorenmapping und die Bremskraft wurden umgestellt. Ricciardio musste auch seinen Fahrstil anpassen, aber auch das meisterte er bravourös.

Vettel witterte zwar seine Chance. "Ich war aber nie nahe genug dran an ihm. Auch nicht, als er die Probleme bekam", erklärte der Deutsche. Der RB14 war trotz allem zu gut. "Daniel hatte auf alles eine Antwort, hat immer wieder einen Puffer herausgefahren. Er hat einen Superjob gemacht", lobte Vettel.

Vettel, Hamilton, dann aber auch Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas waren dem führenden Ricciardo wegen der Probleme zwar immer näher gekommen. Auf dem kurvigen und engen Stadt-Kurs war aber wie immer Überholen nicht möglich. Und das, obwohl der Führende lange nur 1:18er-Zeiten schaffte, während der nach einem späten Reifenwechsel (47.) auf Platz 9 vorgefahrene Verstappen mit 1:14,260 sogar den Rennrundenrekord von Michael Schumacher (2004) auslöschte.

Crash

Letztlich rettete Ricciardo wohl die Tatsache, dass man auf dem engen Straßenkurs von Monaco praktisch nicht überholten kann. Obwohl die ersten drei keine fünf Sekunden auseinanderlagen, gab es im fast ereignislosen Finish keinen Versuch, Ricciardo den Sieg streitig zu machen. Zudem krachten in der 71. Runde ausgangs des Tunnels Lokalmatador Charles Leclerc (Sauber) und Brendon Hartley (Toro Rosso) zusammen, danach wurde das virtuelle Safety Car ausgerufen.

Deshalb wusste Ricciardo schon in seiner letzten Runde: "Das war's. Wir haben das in der Tasche." Hinter Hamilton und Vettel, der seinen Rückstand um drei auf 14 Punkte verringerte, ist Ricciardo nach sechs Saisonrennen WM-Dritter. Weiter geht es in zwei Wochen in Kanada. (APA, 27.5.2018)

GP von Monaco, Sonntag:

1. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 01:42:54,807
2. Sebastian Vettel (GER) Ferrari +07,336
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +17,013
4. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +18,127
5. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +18,822
6. Esteban Ocon (FRA) Force India +23,667
7. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso +24,331
8. Nico Hülkenberg (GER) Renault +24,839
9. Max Verstappen (NED) Red Bull +25,317
10. Carlos Sainz jr. (ESP) Renault +01:09,013
11. Marcus Ericsson (SWE) Sauber +01:09,864
12. Sergio Perez (MEX) Force India +01:10,461
13. Kevin Magnussen (DEN) Haas +01:14,823
14. Stoffel Vandoorne (BEL) McLaren +1 Runde
15. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde

Ausgeschieden: Fernando Alonso (ESP) McLaren

Schnellste Runde: Max Verstappen (NED/Red Bull) 1:14,260 Min. (60. Runde)

WM-Stand (nach 6 von 21 Rennen)

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 110
2. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 96
3. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 72
4. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 68
5. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 60
6. Max Verstappen (NED) Red Bull 35
7. Fernando Alonso (ESP) McLaren 32
8. Nico Hülkenberg (GER) Renault 26
9. Carlos Sainz jr. (ESP) Renault 20
10. Kevin Magnussen (DEN) Haas 19