Sergio Ramos: "Da, wo ich herkomme, kennt man keine Angst."

Am Fußballer Sergio Ramos García scheiden sich die Geister, seit der Andalusier auf großer Bühne – für Real Madrid und für Spanien – mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln verteidigt. Am Samstagabend, im Kiewer Finale der Champions League, hat der 32-Jährige mit seinem vom Referee nicht geahndeten Foul an Liverpools Star Mohamed Salah die Zahl jener, die ihn für einen unfairen bis brutalen Kerl halten, um etliche Hundert Millionen vergrößert. Der ägyptische Abgott der arabischen Fußballfans droht schließlich wegen einer aus dem Foul von Ramos resultierenden Schulterverletzung für die anstehende WM in Russland auszufallen.

Ramos hat unbestritten mehr zu bieten als vollen, über die Grenzen des Erlaubten hinausgehenden Einsatz. Als bloßer Schnalzer hätte er sich nicht über 13 Jahre halten und zum unbestrittenen Kapitän der Königlichen entwickeln können, die ihn 2005 um 27 Millionen Euro vom FC Sevilla holten – als einzigen Spanier in der ersten Amtszeit von Milliardär Florentino Pérez, der den sogenannten "Galaktischen" präsidierte, der Mannschaft um David Beckham, Ronaldo und den heutigen Coach Zinédine Zidane.

564 Pflichtspiele für Real

Ramos hat seither 564 Pflichtspiele für Real bestritten, dank seiner Stärke bei Standardsituationen für einen Verteidiger erstaunliche 73 Tore erzielt und wurde 24-mal ausgeschlossen, davon achtmal ohne vorhergehende Verwarnung – ein Rekord für Real. "Zum Wohl der Mannschaft bin ich bereit, mich zu opfern", sagt "Sergio Rambo". Belohnt wurde das alles u. a. mit je vier Champions-League- und Meistertiteln, Millionen und tiefer Zuneigung der Real-Fans, denen er offen gegenübertritt.

Der Welt- und Europameister (bisher 151 Spiele für Spanien) liefert nicht nur mit seinem reich tätowierten Athletenkörper vollen Einsatz. Der seit Ende 2012 mit der Moderatorin Pilar Rubio verheiratete Vater dreier Kinder vertritt seine Meinung, innerhalb und außerhalb des Kosmos Real. Legendär sind die Sträuße, die er mit Perez, Kollegen oder Trainerstars wie José Mourinho ausfocht. "Da, wo ich herkomme, kennt man keine Angst", sagte der Stierkampf-Aficionado aus Camas, der, wenn es nützt, auch die Theatralik der Corrida auf den Rasen bringt.

Die Angst hat ihm wohl auch nicht den Tweet von Samstagmitternacht diktiert: "Manchmal zeigt dir der Fußball seine gute Seite und manchmal seine schlechte. Vor allem sind wir Profi-Kollegen. #GuteBesserung @MoSalah". (Sigi Lützow, 27.5.2018)