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Europa – Die Märkte haben am Montag mit Zugewinnen auf die Nachricht von Italiens vorerst gescheiterter Regierungsbildung reagiert. Die Anleger blicken aber weiter gespannt auf die politische Lage in Italien. Angesichts der Feiertage in London und New York konzentrieren sich Investoren auf Europa und den Devisenhandel in Asien.

Drei Monate nach der Italien-Wahl sind die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Lega mit ihrer Regierungsbildung überraschend gescheitert. Ihr gemeinsamer Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, Giuseppe Conte, gab am Sonntag nach nur vier Tagen den Regierungsauftrag an Staatspräsident Sergio Mattarella zurück.

Unsicherheit verlängert

An den Märkten trübte die Aussicht auf erneute Wahlen die Stimmung aber nicht. Der Euro-Stoxx-50 und der Dax in Frankfurt legten ab Börsenstart zu. In Mailand ging es für den FTSE-MIB-Index nach einem dreiwöchigen Abwärtstrend mit einem Plus von fast zwei Prozent wieder bergauf – ein Sprint, der jedoch bald wieder nachließ.

Die gegenseitige Blockade von Parlamentsmehrheit und Präsident macht Neuwahlen in Italien sehr wahrscheinlich. Der Portfoliomanager Thomas Altmann von QC-Partners sieht damit "wieder alles auf Anfang" in Italien: "Neuwahlen verlängern die politische Unsicherheit gleich um mehrere Monate."

Euro stärker

Auch am Devisenmarkt herrscht erst einmal Erleichterung darüber, dass es nicht zu der europakritischen Regierung in Rom kommt, hieß es von Marktbeobachtern. Der von Präsident Mattarella abgelehnte Kandidat als Wirtschaftsminister, Paolo Savona, gilt als Euro- und Deutschland-Gegner. Das Programm der Populisten war gespickt mit Budgetbelastungen.

Der Eurokurs stieg im asiatischen Handel wieder über die Marke von 1,17 Dollar. Der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen gegenüber als sicher empfundenen deutschen Bundesanleihen ging auf etwa 1,9 Prozentpunkte zurück. Die technische Lage des Euro bleibt jedoch schwierig, die Aussichten auf eine technokratische Übergangsregierung wirken derzeit aber stützend, kommentierten Helaba-Analysten.

Mattarella hat für Montag den Wirtschaftsexperten Carlo Cottarelli zu Gesprächen einbestellt, der an der Spitze einer Übergangsregierung das Land in Neuwahlen führen könnte. Allerdings gerät Mattarella selbst in Bedrängnis: Sterne und Lega kritisierten sein Vorgehen und pochen auf eine schnelle Neuwahl in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone. Die Anleger dürften daher bis auf weiters nervös die Schlagzeilen aus Rom im Auge behalten. (red, APA, 28.5.2018)