Zuwandererkinder integieren sich meist besser schneller als ihre Eltern, so eine Studie.

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Brüssel/Wien – Eine neue OECD-Studie liefert Anhaltspunkte für gelingende Integration. "Die Integration der Migrantenmütter ist entscheidend für die Integration der Kinder", betonte OECD-Experte Thomas Liebig anlässlich der Präsentation einer EU-weiten Studie am Montag der APA. Daher müsse gerade in die Integration zugewanderter Frauen investiert werden, sagte er mit Blick auf die Bildungslücke bei Jugendlichen.

Für Österreich zeigt sich nämlich, dass die Bildungslücke zwischen den Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund zugenommen hat. "In den 30 Jahren zwischen 1981 und 2011 sind die Chancen für zwölfjährige Schüler mit türkischer Staatsbürgerschaft, eine akademische Ausbildung zu erhalten, sogar gesunken", heißt es in der von den Wiener Ökonominnen Wilfried Altzinger und Alyssa Schneebaum durchgeführten Teilstudie zu Österreich. "Die Lücke zu den Schülern mit österreichischer Staatsbürgerschaft sei so von 57 auf 62 Prozent gestiegen."

"Herausfordernder Ausgangspunkt"

Insgesamt hätten Kinder von Zuwanderern aus Nicht-EU-Staaten einen "herausfordernden Ausgangspunkt" für ihre Bildungs- und Arbeitskarriere. 15 Prozent hätten nämlich eine Mutter mit keiner oder nur primärer Bildung, während dieser Anteil bei Kindern von einheimischen Müttern fünf Mal niedriger sei, heißt es in der Studie. Allerdings zeigt sie, dass die Zuwandererkinder bei Bildung und Beschäftigung im Vergleich zu den Einheimischen aufholen und teilweise sogar besser abschneiden als sie. "Die gute Nachricht ist, dass wir insgesamt für Europa klare Evidenz haben, dass die Kinder von Immigranten besser integriert sind", betont Liebig. Dies gelte insbesondere für die Bildungsabschlüsse, "mit Abstrichen" auch auf dem Arbeitsmarkt.

In Österreich etwa zeigen Kinder von niedrigqualifizierten Migranten bessere Bildungsergebnisse als die Kinder von niedrigqualifizierten Einheimischen. Dies gelte allerdings nur für männliche Jugendliche, bei Mädchen sei es umgekehrt. Weil aber gerade das Bildungsniveau von Frauen "einen stark positiven Einfluss auf die Integration ihrer Kinder" habe, müsse mehr in die Integration zugewanderter Frauen investiert werden. Außerdem werde die "geringe Bildungsbeteiligung im Vorschulalter" als wichtiger Grund für die Schwierigkeiten der zweiten Generation in Österreich ausgemacht.

Zuwandererkinder holen auf

Während zugewanderte Eltern in den europäischen OECD-Staaten im Durchschnitt eine um 1,2 Jahre kürzere Schulbildung als einheimische haben, reduziert sich der Abstand bei den jeweiligen Kindern auf 0,7 Jahre. Kinder der zweiten Generation hätten im Schnitt eine um 1,3 Jahre längere Schulbildung als ihre zugewanderten Eltern, bei Einheimischen sei die Differenz zwischen Eltern und Kindern lediglich 0,7 Jahre. Besonders gute Ergebnisse gebe es bei Zuwanderern aus anderen EU-Staaten. Hier würden die Zuwandererkinder sogar besser als Einheimische abschneiden. Kinder von Zuwanderern als anderen EU-Staaten hätten etwa höhere Beschäftigungsraten als Kinder von Einheimischen.

Die OECD-Studie macht Bildung als zentrales Element für die Integration aus, weil sie die Beschäftigungsquote bei Zuwandererkindern überdurchschnittlich erhöht. Während niedrigqualifizierte Kinder von Zuwanderern eine um acht Prozentpunkte niedrigere Beschäftigungsquote haben als Einheimische, verringert sich der Abstand bei Kindern mit sekundärer oder tertiärer Bildung auf weniger als die Hälfte. (APA, 28.5.2018)