Im Wahlkampf gab oft Ex-Präsident Álvaro Uribe den Ton an, Iván Duque (rechts) stand lächelnd daneben.

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Bogotá – Ganz aus dem Schatten seines Mentors, des umstrittenen Ex-Präsidenten Álvaro Uribe, ist Iván Duque noch nicht getreten. Und so verkündete auch der ehemalige Staatschef und nicht der Präsidentschaftskandidat in der Nacht auf Montag in einem mittlerweile gelöschten Tweet, dass "wir gewonnen" haben.

Vor seiner Nominierung als Senator für Uribes Rechtspartei Centro Democrático war der Anwalt als Berater im Finanzministerium, dann für die Interamerikanische Entwicklungsbank in Washington tätig, ein von ihm mitherausgegebenes Büchlein mit dem Titel "Die orange Ökonomie" bewirbt die Digitalisierung als Lösung der Wirtschaftsprobleme Kolumbiens.

Friedensvertrag "in Stücke reißen"

Vor seiner Präsidentschaftskandidatur warb Duque noch dafür, den vom scheidenden Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos unterzeichneten Friedensvertrag mit der Farc-Guerilla "in Stücke zu reißen", mittlerweile hat er auf der Suche nach Wählerstimmen seinen Ton gemäßigt und will das Dokument nur noch modifizieren. Besonders die Sondergerichtsbarkeit für Verbrechen im Bürgerkrieg, die im Gegenzug für Geständnisse milde Strafen verspricht, empört den Sieger der ersten Runde.

Um wie ein zuverlässiger Staatsmann zu wirken, ist der 41-Jährige im Wahlkampf ergraut, was das Satiremagazin "Actualidad Panamericana" zur Meldung "Duque bringt Kosmetiklinie, die altern lässt, auf den Markt" veranlasste. Sein in der ersten Wahlrunde unterlegener Gegenkandidat, Ex-Vizepräsident Germán Vargas Lleras, bezeichnete ihn gar als "ziemliches Hühnchen, ohne Erfahrung".

Hinter Duque, der bei der Wahl am Sonntag 39,1 Prozent der Stimmen erreichte, qualifizierte sich Bogotás ehemaliger Bürgermeister Gustavo Petro mit 25,1 Prozent für die zweite Runde am 17. Juni. Die Wahl werden wohl die Stimmberechtigten entscheiden, die in der ersten Runde den mit 23,9 Prozent ausgeschiedenen Kandidaten Sergio Fajardo gewählt haben. Dieser hat bereits angekündigt, keine Wahlempfehlung abgeben zu wollen, weil er seiner Wählerschaft zutraue, selbst eine Entscheidung zu treffen. Wenn es Petro gelingt, die Fajardo-Wähler auf seine Seite zu ziehen, könnte er Kolumbiens erster linker Präsident werden. (bed, 28.5.2018)