In Sachen Literaturnobelpreis ist nach wie vor keine Lösung in Sicht.

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Die Herrschaften von der erlauchten Schwedischen Akademie haben es in den letzten Wochen richtig krachen lassen. Diese für ihre wortkarge Geheimniskrämerei bekannte Jury vergibt alljährlich den Literaturnobelpreis.

Im Zuge eines recht peinlichen und dem Image des Preises nur bedingt zuträglichen Skandals kam man in Stockholm zum Schluss, die begehrteste Poeten-Prämie des Planeten heuer besser nicht zu vergeben. Dafür versprachen die alten Schweden, im Jahr 2019 – man will sich ja nicht lumpen lassen – gleich zwei Literaturnobelpreise zu vergeben.

Den namensgebenden Dynamiterfinder – Gott hab ihn selig – wird's freuen. Doch nun scheint laut schwedischer Medienberichte auch die Kür zweier Weltmeisterautoren im nächsten Jahr alles andere als sicher – falls, so Lars Heikensten, Direktor der Nobelstiftung, jüngst in einem Interview, das Vertrauen in die Akademie nicht wiederhergestellt wird. Das ist schön gesagt angesichts eines beratungsresistenten Gremiums, das bislang keine Gelegenheit ausließ, sich selbst zu ruinieren. Und von welchem Vertrauen der gute Mann spricht, ist auch nicht ganz klar. Immerhin ist nach ein paar Rücktritten die Jury im Moment nicht beschlussfähig.

Dazu harren Vorwürfe sexueller Übergriffe im Umfeld der Akademie sowie der Verdacht der ökonomischen Vorteilsnahme der Aufarbeitung durch die Justiz. Unter anderem soll der Gatte der Jurorin Katarina Frostenson laut schwedischem Boulevard Kronprinzessin Victoria an den Allerwertesten gegriffen haben.

Doch die Jury bleibt tief gespalten. Gegenwärtig streiten die übrig gebliebenen Schöndenker des Gremiums, das in seinen Preisbegründungen öfters mit schlanken Gedanken aufwartet, vor allem darüber, wer bleiben darf und wer nicht. Derlei kann zuweilen ein jähes Ende nehmen, nicht nur in der Literatur. Die Stimmen, sie mögen doch alle zurücktreten mehren sich. Am besten, sie tun es bald. (Stefan Gmünder, 28.5.2018)