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Der Mann aus dem Eis litt an Arteriosklerose, das zeigen nun auch CT-Aufnahmen.

Foto: Reuters

Bozen – Die Gletschermumie Ötzi weist gleich drei Verkalkungen im Herzbereich auf. Dies ist eines der Ergebnisse einer Radiologie-Studie am Bozner Krankenhaus, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "RöFo – Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen" publiziert wurde. Zudem fanden sich auch Verkalkungen im Bereich der Halsschlagader und an den Arterien der Schädelbasis.

Die gemessene koronare Kalklast sei mit der eines 40- bis 50-Jährigen hellhäutigen Mannes aus heutiger Zeit vergleichbar, so die Autoren Patrizia Pernter, Beatrice Pedrinolla und Paul Gostner. Ötzis Alter zum Todeszeitpunkt dürfte nach heutigem Kenntnisstand 45 bis 46 Jahre betragen haben. Da der "Mann aus dem Eis" eher keine überwiegend sitzende Lebensweise geführt hat, schlussfolgern die Autoren, dass die genetische Anlage ein wichtiger Auslöser für seine Arteriosklerose gewesen ist.

Ötzi im CT

Wegen der markanten Armhaltung Ötzis (der linke Arm ist über das Brustbein gestreckt) sei es bis zum Jahr 2013 nicht möglich gewesen, eine durchgehende computertomografische Aufnahme zu erstellen. Erst dann konnte Ötzi im Bozner Krankenhaus mit einem neuen CT-Gerät mit einer größeren Untersuchungsöffnung gescannt werden. Dabei entstanden zum ersten Mal Bilder von Ötzis gesamter Brustregion, deren Analyse nun sowohl die Verkalkungen im Brustbereich als auch jene im Bereich der Halsschlagader und der Arterien der Schädelbasis zutage förderte.

"Ist Kalk vorhanden, heißt das, dass arteriosklerotische Plaques vorhanden sind. Würde man die Verkalkungen auf das Herz eines Lebenden übertragen, so würde der bei Ötzi gemessene Wert dem eines circa 45-jährigen Mannes mit heller Hautfarbe entsprechen", sagte Patrizia Pernter. Der Nachweis von Verkalkungen im CT werde quantitativ mit einem Mess-System angegeben, das auf der Dichte und auf dem Volumen der Verkalkungen beruhe. Dabei ließen sich Unterschiede zwischen Ethnien, Geschlecht und Alter feststellen.

Genetische Veranlagung

2012 wurde das Genom des Mannes aus dem Eis veröffentlicht und eine Prädisposition für kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt. Für Pernter steht deshalb fest, dass Ötzi nicht nur einen der ältesten nachgewiesenen Fälle für Gefäßverkalkungen darstellt. Er sei auch "ein medizinisches Beispiel dafür, dass eine genetische Disposition der vermutlich wichtigste auslösende Faktor für Arterio- und Koronarsklerose ist." (APA, red, 29.5.2018)