Ankara/Paris – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich vor das Politikmagazin "Le Point" gestellt, das wegen einer kritischen Titelgeschichte zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan massiv angefeindet wird. Es sei "völlig inakzeptabel", dass Werbeplakate von "Le Point" von den Kiosken genommen würden, "nur weil sie den Feinden der Freiheit missfallen", schrieb Macron am Montagabend auf Twitter.

"Die Freiheit der Presse hat keinen Preis – ohne sie herrscht die Diktatur", erklärte Macron. Das renommierte Magazin hatte zuvor mitgeteilt, dass es von Erdoğan-Anhängern bedroht werde. In einem Video ist zu sehen, wie Erdoğan-Anhänger ein Plakat mit dem Titelbild des Magazins entfernen. "Le Point" warf den Unterstützern der türkischen Regierungspartei AKP vor, "Symbole der Meinungsfreiheit und der Pressevielfalt anzugreifen". Kioskbesitzer berichteten, dass sie wegen Drohungen die Plakate zu der Ausgabe abgehängt hätten.

Das Titelbild des aktuellen Hefts zeigt ein Erdoğan-Foto mit dem Text "Der Diktator. Wie weit wird Erdoğan gehen?". Im Leitartikel wird die Frage aufgeworfen: "Ist Erdoğan der neue Hitler?"

Auch Frankreichs Kulturministerin Françoise Nyssen warnte am Montag vor Druck auf Kioskbesitzer. Dieser sei "nicht hinnehmbar", schrieb sie auf Twitter. "Die Pressefreiheit beruht auf der Vertriebsfreiheit. Drohungen gegen Kioskbesitzer dürfen nicht geduldet werden."

Am 24. Juni finden in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Mit der Wahl tritt eine umstrittene Verfassungsreform in Kraft, die die Rechte von Präsident Erdoğan massiv stärkt. (APA, 29.5.2018)