Jährlich verlassen knapp eine Million Pakete das Logistikzentrum von Niceshops in der Steiermark.

Foto: Niceshops

Saaz – Der Vergleich von Seattle – dem Sitz des IT-Riesen Amazon – und Saaz, einer südoststeirischen Ortschaft mit 330 Einwohnern, hinkt, das ist klar. Vollends daneben liegt man dann aber wieder doch nicht. Denn inmitten der Kernölidylle betreibt die Firma Niceshops ein Logistikzentrum, aus dem jährlich knapp eine Million Pakete verschickt und wo rund 875.000 Artikel gelagert werden.

Ende 2016 wurde das rund 5.500 Quadratmeter große Firmenareal eröffnet, im Frühjahr 2018 startete wegen Platzmangels bereits ein Zubau. "Auf den zusätzlichen 10.000 Quadratmetern sollen 100 weitere Arbeitsplätze entstehen", erläutert Geschäftsführer Christoph Schreiner.

Niceshops hat sich auf Onlineversandhandel in Marktnischen spezialisiert und betreibt knapp 40 Onlineshops. Das Sortiment ist recht bunt durchgemischt. Neben Naturkosmetik, dem Aushängeschild der Steirer, gibt es Elektrofahrräder, Poolzubehör, Tiernahrung, Lederhosen und Mittel gegen übermäßiges Schwitzen.

Mitbewerb lässt sich nicht leugnen

Klarerweise drängt sich die Frage auf, wie man gegenüber Branchenkrösus Amazon konkurrenzfähig bleibt. "Amazon lässt sich als Mitbewerber nicht leugnen, das wäre töricht. Deshalb wollen wir möglichst tief in die Nischen rein, die wir besetzen, und das Sortiment von Amazon überbieten. Unsere wichtigsten Märkte befinden sich in Europa, vor allem Italien und die DACH-Region (Österreich, Deutschland, Schweiz)", erklärt Schreiner. Der Fokus liege außerdem auf Produkten, bei denen firmeninternes Know-how über Markt und Zielgruppe vorhanden sei. Elektronik oder Mode seien tabu und in Anbetracht der Konkurrenz auch sinnlos.

Das Geschäftsmodell der Steirer umfasst drei Komponenten. Einerseits agiert Niceshops als "klassischer" Händler. Sprich, eine Marke wird eigenständig aufgebaut und der Onlineshop selbst betrieben. Am besten geht der Shop der Naturkosmetik Ecco Verde.

Das zweite Standbein betrifft das Thema Outsourcing. Unternehmen, die einen Onlineshop betreiben wollen, lagern die Logistik und das Endkundengeschäft an Niceshops aus. "Es macht einen riesigen Unterschied, ob man üblicherweise Paletten an Unternehmen liefert oder Haushaltsmengen an den Verbraucher", sagt Schreiner. Im dritten und jüngsten Geschäftsfeld entwickelt und produziert Niceshops eigene Marken – unter anderem im Bereich der Naturkosmetik und Nahrungsmittel.

Crowdfunding zu Werbezwecken

Für besagten Zubau startete Niceshops kürzlich eine Crowdfundingkampagne auf Lionrocket. Die Investoren dürften Vertrauen haben. In den ersten sechs Stunden kamen 100.000 Euro zusammen (Stand Redaktionsschluss: 308.150 Euro). Die Crowdfunding-Kampagne wurde laut Firmenangaben primär aus werbetechnischen und weniger aus finanziellen Gründen gestartet. Man bekräftigt das Argument unter anderem damit, dass der Bau früher startete als die Kampagne.

Das Projekt geht auf eine Garage in Bad Gleichenberg zurück. "Firmengründer Roland Fink hatte einen Onlineshop und verschickte die Packerl von der Garage aus", sagt Schreiner. Das war 2006. Fünf Jahre später beschäftigte man zehn Mitarbeiter, im Frühjahr 2018 sind 166 Personen angestellt. Hier lässt sich abermals eine Parallele zum Silicon Valley ziehen. Ein gewisser Steve Jobs startete Apple ebenso in einer Garage.

2017 verbuchte Niceshops bei rund 1,3 Millionen Kunden in 150 Ländern einen Jahresumsatz von 27 Millionen Euro, heuer sollen es 36 bis 38 Millionen werden. (Andreas Danzer, 29.5.2018)