Ramallah – Nach acht Tagen im Krankenhaus ist Palästinenserpräsident Mahmud Abbas entlassen worden. Der 83-Jährige bemühte sich am Montag demonstrativ, Zweifel an seinem Gesundheitszustand zu zerstreuen. Das Krankenhaus in Ramallah verließ er zu Fuß. Den wartenden Journalisten sagte Abbas, er sei "bei guter Gesundheit" und werde ab Dienstag wieder in seinem Büro arbeiten.

Nach Angaben der Ärzte litt er an einer Lungenentzündung. Der Gesundheitszustand des betagten Palästinenserpräsidenten hatte in den vergangenen Tagen für Spekulationen gesorgt. Die Frage der Nachfolge an der Spitze der Palästinenserführung ist bisher offen. Abbas ist innenpolitisch zwar geschwächt, gilt aber nach wie vor als wichtigster Ansprechpartner der internationalen Gemeinschaft für palästinensische Belange.

Zeitungslesen im Spital

Die Gerüchte über eine ernste Erkrankung von Abbas hatte dessen Büro schon in den vergangenen Tagen zu entkräften versucht. Es veröffentlichte Fotos, die den Palästinenserpräsidenten beim Zeitunglesen und Spazierengehen im Krankenhaus zeigten.

Beim Verlassen des Krankenhauses kam Abbas vor Journalisten umgehend auf die umstrittene Entscheidung der USA zur Verlegung ihrer Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu sprechen. "Falls das Thema Jerusalem uns ins Krankenhaus gebracht hat, wollen wir das Krankenhaus verlassen, um Jerusalem zur Hauptstadt Palästinas zu machen", sagte er.

"Kein junger Mann mehr"

Politische Beobachter in Ramallah bewerteten es als Versäumnis, dass Abbas die Nachfolgefrage noch nicht geklärt hat. "Die jüngsten Ereignisse werden nicht ohne Folgen bleiben", sagte die Politikexpertin Nur Odeh. Der Präsident sei "kein junger Mann mehr" und habe in letzter Zeit erschöpft gewirkt.

Abbas' frühere Beraterin – und jetzige Kritikerin – Diana Buttu sagte voraus, "Abbas wird so tun, als sei das alles nicht passiert". Die Nachfolgefrage werde er weiter unterdrücken: "Andere Politiker wissen, dass sie draußen sind, sobald sie über die Nachfolge sprechen", sagte Buttu. (APA, 28.5.2018)