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Das Great Barrier Reef hat in den vergangenen 30.000 Jahren bereits mehrfach am Rande des Kollaps gestanden – die aktuelle Bedrohung durch den Klimawandel sei nach Ansicht der Forscher allerdings die bisher größte Gefahr für das Riff.

Foto: REUTERS/David Gray

Paris – Das Great Barrier Reef hat schwer mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Die 2.300 Kilometer lange Kette aus über 2.500 einzelnen Riffen vor der Nordostküste Australiens beherbergt eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt und gehört seit 1981 zum Weltnaturerbe. Wegen des fortschreitenden Erwärmung des Meerwassers leidet es unter der tödlichen Korallenbleiche: Zwischen 1985 und 2012 hat das Riff die Hälfte seiner Korallen verloren.

Nun zeigt eine aktuelle Studie, dass das Great Barrier Reef in der Vergangenheit bereits häufiger bedroht war: In den vergangenen 30.000 Jahren stand das Riesenriff insgesamt fünf Mal vor einem fast vollständigen Kollaps. Wie australische Forscher am Montag im Journal "Nature Geoscience" berichteten, starb das riesige Korallenriff in dieser Zeit durch Schwankungen des Meeresspiegels mehrfach annähernd komplett ab, habe sich aber immer wieder erholt.

Zu tief oder über der Wasseroberfläche

Durch die Meeresspiegelschwankungen in Folge von Klimaveränderungen gerieten den Forschern zufolge große Teile des Riffs entweder zu tief unter Wasser oder lagen oberhalb des Meeresspiegels. Die Korallen seien aber in der Lage gewesen, sich daraufhin entweder seewärts oder landwärts auszubreiten. Das Riff "verschob" sich demnach also in flacheres oder tieferes Wasser und konnte so überleben.

Für ihre Studie hatten die Forscher an diversen Stellen Bohrkerne aus dem Meeresboden entnommen und die Bewegungen des Riffs über längere Zeiträume analysiert. Demnach gelang es den Korallen, pro Jahr zwischen 20 Zentimetern und eineinhalb Metern zu wandern.

Gefährliche Veränderungen in hohem Tempo

Ob die Widerstandsfähigkeit des Korallenriffs auch gegen die massive Bedrohung durch den Klimawandel ausreicht, bezweifeln die Forscher aber. Die Umweltbedingungen wie der Anstieg der Wassertemperatur oder die Versauerung des Meerwassers änderten sich derzeit einfach zu schnell. Die Korallen hätten wahrscheinlich noch nie Temperatur- und Ph-Wert-Veränderungen "in solcher Geschwindigkeit" erlebt, sagte die an der Untersuchung beteiligte Forscherin Jody Webster.

"Ich habe große Bedenken, dass das Riff in seiner jetzigen Form das Tempo der Veränderungen überlebt, die durch die zahlreichen Stressfaktoren ausgelöst werden, die schon wirken oder in naher Zukunft noch dazukommen", sagte die Wissenschafterin der Universität Sydney.

Hitzewelle vernichtet 30 Prozent des Riffs

Erst vor wenigen Wochen hatten Experten in einer Studie in der Zeitschrift "Nature" darauf hingewiesen, dass die Korallenbleiche am Great Barrier Reef 2016 während einer Hitzewelle besonders verheerend war. 30 Prozent der Korallen starben demnach ab. Die Wissenschafter forderten drastische Schutzmaßnahmen zur Rettung des Riffs. (APA, red, 29.5.2018)