Facebook und Whatsapp werden gerne zum Mobben genutzt

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"Das Schlimme ist nicht die Schule, sondern dass es im Internet weiter geht. Es mobbt sich online viel leichter." Bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend im Don Bosco Haus Wien hat u.a. Medienpädagogin Caroline Weberhofer auf die Gefahren von Cybermobbing aufmerksam gemacht. "Kinder brauchen Regeln", betonte Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).

Sobald Kinder einen Internetzugang haben, würden sie in einer virtuellen Parallelwelt unterwegs sein – ohne Erfahrungen, wie man sich richtige verhält, berichtete Weberhofer, Professorin an der Universität Klagenfurt. "Es wäre aus meiner Sicht extrem wichtig, dass Kinder die Möglichkeit bekommen, zu dem Zeitpunkt, wo sie Zugang zum Internet haben, auch zu lernen, wie sie damit umgehen." Michaela Horn, eine betroffene Mutter, stimmte ihr zu: "Kindern mangelt es online an Moral und Respekt."

"Ich hatte den Eindruck, dass es einen Film braucht, der Jugendliche erreicht und für dieses Thema sensibilisiert"

Um Jugendlichen das Thema Cybermobbing näher zu bringen, hat die Medienpädagogin gemeinsam mit ihren Studierenden ein Präventionsvideo gedreht, das vor allem in Schulen zum Einsatz kommen soll. "Ich hatte den Eindruck, dass es einen Film braucht, der Jugendliche erreicht und für dieses Thema sensibilisiert", sagte Weberhofer. In dem Video erzählt Michaela Horn die Geschichte ihres Sohns Joel: Der Bub wurde vor acht Jahren Opfer von Cybermobbing. Ein Unbekannter hatte dem damals 13-jährigen den Link einer Pornoseite auf seine Facebook-Pinnwand gepostet. "Dieser Abend hat ihn dazu getrieben, zu den Gleisen zu gehen und sein Leben zu beenden", schildert die Mutter in dem Video.

"Eigentlich will ich gar nicht bei Facebook sein, aber alle in meiner Klasse sind bei Facebook. Wenn ich nicht weiß, worum es geht, dann gehöre ich nicht mehr dazu", zitierte Horn ihren verstorbenen Sohn. Die Mutter setzt sich seit dem Vorfall dafür ein, dass Kinder aktiv über Gefahren und den richtigen Umgang im Internet aufgeklärt werden. Sie will Betroffene dazu motivieren, sich jemandem anzuvertrauen. "Wir als seine Familie wussten nicht, was er durchgemacht hatte, er sprach nicht über seine Probleme."

Signalwirkung

Die Polizei setzt auf Prävention: "Verbote und Gesetze erfüllen eine wichtige Signalwirkung, Jugendliche suchen sich aber andere Möglichkeiten und umgehen Verbote", warnte Christina Gabriel, Bezirksinspektorin des Landeskriminalamts Wien. Bereits ab der Volksschule werden Vorträge von der Polizei angeboten, es läge jedoch an den Lehrern, die behandelten Themen im Unterricht einzubringen und dadurch das Bewusstsein der Kinder zu stärken. Heidrun Strohmeyer, Leiterin IT und Medien im Bildungsministerium, machte darauf aufmerksam, dass mit dem neuen Lehrplan ab Herbst ein Schulfach eingeführt wird, in dem technische und moralische Kompetenzen im Umgang mit Medien und dem Internet vermittelt werden.

Für Bogner-Strauß sei der richtige Umgang mit dem Internet ein wichtiger Aspekt: "Wir als Eltern müssen bereits Zuhause ein gutes Vorbild leben", appellierte die Ministerin. "Ich glaube, das ist eine der größten Herausforderungen der jetzigen Elterngeneration, wir sind nicht so aufgewachsen und deswegen braucht gerade diese Generation Unterstützung. Jetzt brennt's, jetzt ist es wichtig!" (APA, 29.5. 2018)