Rom – Auch Startenor Jonas Kaufmann ist zu Beginn seiner Karriere sexuell belästigt worden. Das Problem der sexuellen Gewalt betreffe nicht nur die Filmindustrie, sondern auch die Oper, meinte Kaufmann im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Mittwochausgabe).

Betroffen seien nicht nur Frauen. "Auch wir Männer sind gefährdet. Ich kenne die Situation, als Jugendlicher ist es mir auch passiert. Ich war am Anfang der Karriere. Ein Manager bot mir ein Konzert an, eine fantastische Gelegenheit. Dafür hätte ich mit ihm in eine Sauna gehen müssen. Das war ein sehr expliziter Tausch. Ich hatte Angst und habe Nein gesagt", berichtete der 48-jährige Sänger.

"Sexuelle Erpressung ist schrecklich. Man muss den Mut haben, sie aufzudecken", meinte Jonas. Man dürfe jedoch nicht übertreiben. "In den USA traut sich kein Mann mehr mit jemandem allein in einem Zimmer ohne laufende Kamera zu sein. Die Gefahr, der sexuellen Belästigung beschuldigt zu werden, ist zu groß. Wir sind zur Trennung der Geschlechter zurückgekehrt", warnte Kaufmann.

"Fast alle Opern sehen für Frauen ein schreckliches Ende, sie sind Opfer brutaler Männer, von Verrätern. Jemand hat sogar versucht, das Finale der Opern zu ändern: Desdemona erwürgt Otello. Butterfly zeigt Pinkerton an... absurd. Man kann nicht in der Kunst die Regeln des Lebens anwenden, das ist Zensur", meinte der gebürtige Münchner. (APA, 30.5.2018)