Trainer Roman Mählich und der SC Wiener Neustadt träumen von der Rückkehr in die Bundesliga.

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SKN-Trainer Dietmar Kühbauer: "Wir gehen mit einem positiven Gefühl an diese Aufgabe heran."

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Wiener Neustadt/St. Pölten – Zwei Vereine aus Niederösterreich duellieren sich um den letzten Startplatz für die neue Fußball-Bundesliga. Am Donnerstag (18.30 Uhr) geht das Hinspiel zwischen Wiener Neustadt und St. Pölten über die Bühne. "Es ist eine Mammutaufgabe, gegen einen Bundesligisten zu bestehen. Für mich ist ganz klar St. Pölten Favorit", stand für SCWN-Sportdirektor Andreas Schicker vor der Heimpartie fest.

Die Mannschaft von Trainer Roman Mählich erfuhr erst am Dienstagabend endgültig, dass es zur Relegation kommen wird. "Speziell am Montag war es schwierig", gestand Schicker, dass die Spieler zu dem Zeitpunkt nur eingeschränkt an St. Pölten dachten. Dass das Ständige Neutrale Schiedsgericht die Entscheidung über die Hartberg-Lizenz auf Dienstag vertagte, sei ein deutliches Signal gewesen. "Von da an haben wir dann klipp und klar gesagt, wir müssen hundertprozentig davon ausgehen, dass wir Relegation spielen."

Hätte, wäre

Wr. Neustadt hatte die Erste-Liga-Saison hinter Meister Wacker Innsbruck und dem TSV Hartberg als Dritter beendet. Wäre Hartberg die Lizenz für die oberste Spielklasse verwehrt geblieben, wären die Niederösterreicher direkt aufgestiegen – und die Relegation entfallen.

"Man muss Hartberg gratulieren. Sie steigen verdient in die Bundesliga auf. Der Weg, den sie gegangen sind, hat sich gelohnt", gratulierte Schicker fair. "Der dritte Platz steht für Relegation. Das ist einfach so. So wie es passiert ist, dass die Entscheidung nicht vor dem letzten Spiel festgestanden ist, darüber muss man sich schon Gedanken machen. Das muss man schon hinterfragen", ergänzte er. Über etwaige rechtliche Schritte werde man im Verein eventuell später beraten. "Wir haben den Fokus ganz klar auf die zwei Spiele."

Kritik aus St. Pölten

Beim Gegner St. Pölten fand man deutlichere Worte. "Was jetzt passiert ist, hat uns an die Grenze einer Posse geführt. Das ist für alle beteiligten Vereine natürlich eine Katastrophe", sagte Interims-Präsident Helmut Schwarzl am Mittwoch bei einem Medientermin. "Die Bundesliga hat uns gesagt, die Chance liegt bei circa zehn Prozent, dass Hartberg die Lizenz kriegt."

General Manager Andreas Blumauer stieß nach. "Wir haben schon die Zeichen bekommen, dass wir die Relegation nicht spielen müssen. Natürlich ist die Relegation sportlich gerechtfertigt, aber wirtschaftlich ist es schwierig, ein so kurzfristig angesetztes Spiel zu vermarkten", führte er aus.

Stream statt TV

Hinzu kommt, dass die beiden Partien wegen der kurzen Vorlaufzeit nicht im Fernsehen zu sehen sind. Sky überträgt via Stream auf skysportaustria.at. "Das ist eine Farce. Wenn man nach Deutschland schaut, ist die Relegation ein Ereignis. Diese Wertigkeit hat man in der österreichischen Bundesliga nicht, das ist extrem schade", echauffierte sich Blumauer.

Sportlich geht St. Pölten als leichter Favorit in die Begegnung. Die "Wölfe" haben zuletzt drei Spiele in Serie gewonnen, in der letzten Runde gab es am Sonntag einen 2:0-Sieg beim Europacup-Teilnehmer Admira. "Wir gehen mit einem positiven Gefühl an diese Aufgabe heran", meinte Trainer Dietmar Kühbauer. "Die Mannschaft war seit der letzten Bundesliga-Runde stets fokussiert auf diese Partie und ist für die beiden Aufeinandertreffen gut gerüstet."

Kurztrainingslager in Lindabrunn

Unterschätzt werde der Gegner freilich nicht. "Die Neustädter haben eine gute Mannschaft, die in den vergangenen Wochen und Monaten ihre Klasse unter Beweis gestellt hat. Für uns wird es wichtig sein, ihre Schlüsselspieler entsprechend in den Griff zu bekommen", sagte Kühbauer, der am Mittwoch mit der Truppe in ein Kurztrainingslager nach Lindabrunn fuhr.

Schicker betonte, dass "wir krasser Außenseiter sind". St. Pölten habe am Schluss in der Bundesliga gute Leistungen gezeigt. "Der Didi (Kühbauer; Anm.) hat das gut gemacht, da ist ein frischer Wind reingekommen. Ich denke, dass sie es zur richtigen Zeit hinbekommen haben." Wr. Neustadt werde aber dennoch noch zweimal alles in Bewegung setzen, um als Sieger aus den zwei Spielen hervorzugehen. (APA, 30.5.2018)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Hinspiel der Relegation Bundesliga/Erste Liga:

SC Wiener Neustadt – SKN St. Pölten (Wr. Neustadt, Stadion Wr. Neustadt, Donnerstag, 18.30 Uhr, SR Drachta)

Wr. Neustadt: Schierl – Hager, Kobald, Ljubic – Rusek, Cancola, Diarra, Yavuz – Miesenböck, Ebenhofer – Salihi

Ersatz: Stadler – Brandner, Harrer, Gründler, Stefel, Duran, Kienast

Es fehlt: Adjei (Seitenbandriss)

Fraglich: Mally (Knieprobleme)

St. Pölten: Riegler – Stec, Huber, Luan, Ingolitsch – R. Ljubicic, Martic – Atanga, D. Luxbacher, Schütz – Pak

Ersatz: Vollnhofer – Muhamedbegovic, Bajrami, Balic, Rasner, Hofbauer, Riski

Es fehlen: Parker, Petrovic (beide rekonvaleszent)

Rückspiel am Sonntag (15.30) in St. Pölten

Anmerkung: St. Pölten schloss die Bundesliga-Saison auf dem zehnten und letzten Tabellenplatz ab, Wr. Neustadt belegte in der Erste Liga den dritten Platz. Gespielt wird mit Auswärtstorregel. Bei gleicher Anzahl kommt es im Rückspiel zu Verlängerung und sofern nötig Elfmeterschießen.