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Unterschichtenfernsehen: Roseanne Barr (links) und Laurie Metcalf in der Neuauflage von "Roseanne" – die ABC nun nach einem rassistischen Tweet Barrs einstellte.

Foto: Adam Rose/ABC via AP

Erst erklärte Roseanne Barr ihren nächtlichen Tweet mit ihrem "schlechtem Geschmack" und als "schlechten Witz". Dann sollte es der Einfluss des Schlafmittels Ambien gewesen sein, warum die 65-Jährige über die frühere Beraterin von Barack Obama, Valerie Jarrett, geschrieben hatte: "Die Muslimbruderschaft und der Planet der Affen haben ein Baby bekommen." Ambien-Hersteller Sanofi konterte trocken via Twitter: "Rassismus zählt nicht zu den bekannten Nebenwirkungen" von Produkten des Pharmazkonzerns.

Die spektakulärste Nebenwirkung von Barrs Tweet: ABC stellte die nach elf Jahren gerade erst wiederbelebte Sitcom noch am selben Tag ein (der STANDARD berichtete in einem Teil seiner Mittwochausgabe). Bob Iger, Boss des ABC-Mutterkonzerns Disney, entschuldigte sich persönlich bei Valerie Jarrett für die Entgleisung des Serienstars.

Bei ihm habe sich Iger noch nie entschuldigt, twitterte US-Präsident Donald Trump daraufhin – mit Hinweis auf eine Falschmeldung von ABC über Trumps Russland-Kontakte. Der Sender hatte seinen Investigativchef Brian Ross im September deshalb vorübergehend freigestellt.

Die Serienfigur Roseanne Conner ist wie Roseanne Barr Trump-Anhängerin. Die pragmatische Unterschicht-Matriarchin in der Sitcom allerdings schien auch in der Neuauflage weit entfernt von Weltsicht und Verbalattacken ihrer Darstellerin. Im richtigen Leben nannte sie nur Stunden vor ihrem "Planet der Affen"-Tweet den jüdischen US-Milliardär George Soros einen "Nazi", der während des Zweiten Weltkriegs andere Juden verraten habe, um sich an ihnen zu bereichern.

Sinkende Quoten

Bereits im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte Barr Falschnachrichten und Verschwörungstheorien verbreitet, etwa die "Pizzagate"-Anschuldigungen gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.

ABC hatte Roseanne erst im März, elf Jahre nach dem Ende, wiederbelebt. 18,5 Millionen Zuschauer zur Revival-Premiere – mehr als bei America's Got Talent – ließen die Sitcom wieder in Serie gehen. Freilich mit kontinuierlich sinkenden Zuschauerzahlen: Im Mai schauten nur noch zehn Millionen zu, für ABC keine herausragende Quote, vermerkten US-Mediendienste.

ABC kann mit der geplanten nächsten Staffel 60 Millionen Dollar Werbegeld abschreiben, schätzen US-Marktforscher. Der Branchendienst Hollywood Reporter spekuliert über zweistellige Millionenbeträge an Folgekosten. Stars wie Sara Gilbert, Laurie Metcalf und John Goodman hätten ein Recht auf Abgeltung von zumindest zehn geplanten Folgen. Sie hätten 300.000 Dollar pro Folge für die nächste Staffel vereinbart, nach 250.000 in der aktuellen. Hunderte Jobs würden insgesamt an der Serie hängen. (red, 31.5.2018)