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Zusammenstöße in Nicaragua fordern erneut Todesopfer.

Foto: REUTERS/Oswaldo Rivas

Managua – Bei Demonstrationen in Nicaragua sind nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Bei den Zusammenstößen zwischen Regierungsanhängern und -gegnern seien zudem rund 79 Menschen verletzt worden, teilte das Zentrum für Menschenrechte Nicaraguas (Cenidh) am Donnerstag in einer Erklärung mit.

Allein bei einer der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre in der Hauptstadt Managua waren nach Cenidh-Angaben sechs Menschen getötet worden, darunter ein 15-Jähriger. Die Menschenrechtler machten Polizisten und Schlägertrupps der Regierung für die Opfer verantwortlich.

Hunderttausende Demonstranten hatten am Mittwoch den Rücktritt von Präsident Daniel Ortega und Gerechtigkeit für die Opfer der jüngsten Krawalle gefordert. In der ersten Reihe marschierten in schwarz gekleidete Frauen mit Fotos ihrer Kinder und Enkel, die bei den blutigen Protesten der vergangenen Wochen ums Leben gekommen waren.

Ortega bleibt hart

Nicaraguas Präsident Ortega wies unterdessen Forderungen der Opposition nach seinem Rücktritt zurück. "Nicaragua gehört uns allen und wir bleiben alle hier", sagte er vor mehreren tausend Anhängern in der Hauptstadt. Es war das erste Mal, dass der 72-Jährige öffentlich auf die Forderungen nach vorgezogenen Präsidentschaftswahlen reagierte.

In der Stadt La Trinidad etwa 120 Kilometer nördlich von Managua starben bei Zusammenstößen vier Menschen, wie Cenidh mitteilte. Einen weiteren Toten gab es in der Stadt Masaya, die etwa 25 Kilometer südöstlich der Hauptstadt liegt.

Seit dem Beginn der Massenproteste am 18. April wurden nach neuen Angaben von Menschenrechtsorganisationen und der Polizei mindestens 92 Menschen getötet und mehr als 860 weitere verletzt. Die Regierung setzt die Zahl bei weitem geringer an und spricht von rund 20 Toten. Die Wut der Demonstranten hatte sich zunächst gegen Pläne für Pensionskürzungen, dann gegen die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge gerichtet. Ortega zog sie angesichts des Widerstands dagegen schon bald wieder zurück. Der ehemalige Guerillakämpfer regiert Nicaragua seit elf Jahren. Sein jetziges Mandat endet im Jänner 2022.

Der reichste Mann des mittelamerikanischen Landes und Chef des Unternehmerverbands, Carlos Pellas, forderte in einem Interview Neuwahlen. (APA, 31.5.2018)