Der Bedarf an leicht zu lesenden Büchern nimmt zu. Die inklusive Bibliothek in Salzburg ist die erste im deutschsprachigen Raum.

Foto: Sabine Bruckner

Salzburg – Bücher für alle und Lesen ohne Hindernisse – so lässt sich das Motto der ersten inklusiven Bibliothek im deutschsprachigen Raum zusammenfassen, die heute, Freitag, in Salzburg eröffnet. Die Bücherei wird von der Lebenshilfe in der Fürbergstraße im Salzburger Stadtteil Schallmoos betrieben.

"Die Bibliothek ist inklusiv in alle Richtungen", sagt die Leiterin der Fachwerkstätte der Lebenshilfe, Doris Forster. Es werden viele Bücher in einfacher Sprache angeboten, die Räumlichkeiten und die Homepage sind barrierefrei, und die Bibliothek wird von Beschäftigten der Lebenshilfe geführt. Eine Unterstützungsperson hilft lediglich.

Schnupperphase

Sandra Priewasser, Sandra Steingassinger und Alexander Grabner haben zuvor in den Werkstätten der Lebenshilfe gearbeitet und sich für den Posten beworben. Nach einer Schnupperphase zum Eingewöhnen haben die drei als Bibliothekare angefangen. Im kommenden Schuljahr absolvieren die Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule noch einen Bibliothekslehrgang.

"Die Homepage ist administrativ so aufgebaut, dass die Beschäftigten sie selbstständig betreuen können", sagt Doris Forster, die Initiatorin des Projekts. Die drei Mitarbeiter mit intellektueller Beeinträchtigung seien vom ersten Klick an an der Erstellung des Verleihsystems beteiligt gewesen. Sie haben daran mitgearbeitet, es so verständlich wie möglich zu gestalten. So entstand ein völlig barrierefreies Entlehn- und Reservierungssystem.

Kostenlose Entlehnung

Die Bücher können von allen Menschen kostenlos entlehnt werden. Der Zugang ist niederschwellig: Bücher können über die Homepage reserviert und abgeholt oder direkt in der Bücherei geschmökert und ausgeborgt werden. "Immer mehr Menschen brauchen leichte Sprache", erklärt die Initiatorin. "Ob sie nun eine Leseschwäche haben, eine andere Erstsprache sprechen oder einen einfachen Einstieg in ein neues Fachgebiet brauchen." Nach Lesungen in einfacher Sprache seien geflüchtete Menschen auf das Angebot aufmerksam geworden. "Viele borgen sich Bücher in leichter Sprache aus, um Deutsch zu lernen", sagt Forster.

Neben der Bibliothek gibt es auch einen Shop, in dem handgefertigte Produkte aus der Fachwerkstätte der Lebenshilfe verkauft werden. Integriert ist auch die Fachbibliothek der Lebenshilfe Salzburg zum Thema Behinderungen. (Stefanie Ruep, 1.6.2018)