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Sopranistin Anna Netrebko und Dirigent Valery Gergiev beim Sommernachtskonzert.

Foto: Reuters / Lisi Niesner

Wien – Übers Wetter zu schreiben ist an sich nicht sonderlich spannend. Im Falle des Sommernachtskonzertes allerdings ist zumindest ein Dank an die möglichen großen Wettermacher Zufall, Gott oder Klimawandel gestattet. Sie sorgten für gütige Temperaturen und Trockenheit, in deren Genuss auch Hollywoodstar Charlize Theron kam, die an sich beim Life Ball erwartet wird. Frühere Sommernachtskonzerte wurden ja mitunter kälte- und regenmäßig heftig bestürmt; die philharmonische Chronik kennt selbst Absagen des Schönbrunner Freiluftevents.

Rückschau: Die letzten Vorbereitungen zum Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker.
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Diesmal allerdings konnte eine "Italienische Nacht" ungestört ihren Wunschkonzertcharakter entfalten. Die Wiener Philharmoniker und Dirigent Valery Gergiev eröffnen fetzig mit Gioacchino Rossinis Ouvertüre zur Oper "Guillaume Tell". Bedingt durch die eher blecherne Unterstützung durch die Tonanlage erlangte das Ganze zwar einen eher herben Charakter. Je intimer die Musik, desto besser allerdings der Freiluftklang: Verdis Ouvertüre zu "La forza del destino" birgt solche Momente, wodurch die sensible Art des instrumentalen Musizierens würdevoller zum Vorschein kam. Und als Sopranistin Anna Netrebko (ganz in Weiß) zu Cileas "Io son l'umile ancella" aus "Adriana Lecouvreur" ansetzte, bescherte ihre Fähigkeit, den Gefühlsgehalt von Linien mit samtigem Timbre in intime Bereiche zu führen, dem Abend ein gewisses Etwas.

Süffige Klassikregionen

Es war insgesamt ein Programm der auch instrumentalen Klassikhits. Mascagnis Intermezzo aus "Cavalleria rusticana", Verdis Triumphmarsch aus "Aida" und Prokofjews "Montagues und Capulets" aus der Suite "Romeo und Julia": Das ergibt per se kurzweilige Ausflüge in süffige Klassikregionen. Und Gergiev dirigiert die Wiener Philharmoniker mit jener gestalterischen Innenspannung, die ihm zu eigen sein kann.

Netrebko erschien wieder, einmal in Schwarz, dann sommerlich bunt. Puccinis "Vissi d'arte, vissi d'amore" aus "Tosca" gab sie großzügig-pathetisch. Zum Schluss hin zelebrierte sie, mit riesigem Blumenstrauß beschwert, mit makelloser Pianissimogeste Puccinis "O mio babbino caro" aus "Gianni Schicchi". Kam gut rüber. Was einen substanzvollen Klangeindruck betrifft, lohnt es aber, auf das baldige Erscheinen der Sommernachts-CD (bei Sony) zu hoffen. (Ljubiša Tošić, 1.6.2018)