Im neuen Tatort aus München verschlägt es die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in die Provinz nahe der tschechischen Grenzen. Zum Inhalt: Johanna Berg findet ihren erwachsenen Sohn Florian mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne. Was zunächst wie Suizid aussieht, ist schnell zweifelhaft. Zum einen fehlt eine Tatwaffe. Zum anderen gibt es Spuren eines Beruhigungsmittels im Blut des Toten, jedoch keinen Hinweis auf entsprechende Medikamente in der Wohnung.

Florian gehörte einer Gruppe an, die nahe der tschechischen Grenze auf einem alten Hof wohnt, diese "Freiländer" erklären ihr Land zum Staatsterritorium und erkennen die Bundesrepublik Deutschland als Staat nicht an. Ihr Anführer ist der charismatische Ludwig Schneider (Andreas Döhler). Bald erkennen Batic und Leitmayr, dass ihr polizeilicher Status bei den "Freiländern" nichts gilt. Auch die Provinzpolizisten sind keine große Hilfe.

"Die Reichsbürger-Folge ist nun – dem schwierigen Thema zum Trotz – über weite Strecken von einer lässigen Heiterkeit geprägt. Weit weg von München werden Batic und Leitmayr mit einer sonnig sengenden Parallelwelt konfrontiert, die nichts mit den üblichen Dunkeldeutschland-Klischees zu tun hat", schreibt Christian Buß in seiner Kritik für den "Spiegel", "das schärft den Blick aufs Reichsbürgerbiotop und seine Gefährlichkeit. Hier kann der Hitzestau und der Staatshass jederzeit in militante Gewalt umschlagen."

Foto: ORF/BR/Hendrik Heiden

"Bei ihren Ermittlungen begegnen die Münchner Kommissare so ziemlich jedem Kuhkaff-Klischee, vom verschrobenen Greis bis zur verlassenen Tankstelle mit Automatenwurst. Dennoch wird die Grenze zur Albernheit nicht überschritten", so Tobias Sedlmaier in der "Neuen Zürcher Zeitung".

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S"tädter auf dem Land, noch dazu bei den 'Bekloppten', die die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen – das hat natürlich reichlich Potenzial für Klischees. Und dieser Tatort lässt keines aus", heißt es im TV-Tagebuch des STANDARD von Birgit Baumann. "Aber weil den einen 'Inspektor' der Kabarettist Sigi Zimmerschied spielt, man den Münchnern ähnlich wie Thiel und Boerne aus Münster sehr viel verzeiht und der Film manchmal wie ein bayerischer Western daherkommt, fällt das Zusehen nicht schwer."

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