"Der Fremde" (Sebastian Geyer) in Millöckers "Gasparone

Foto: Volksoper/Barbara Palffy

Wien – Die vielgerühmte Insel Sizilien, die hier – ob des edlen Slangs – auch eine Wiener Kolonie sein könnte, ist sprunghaften Naturkräften ausgesetzt: Kaum hat sich die Badegesellschaft entkleidet, schneit es unwirtlich. In Olivier Tambosis Inszenierung, einer Art munterer Küsschenrevue, wird dann schnell von nackter Haut auf Mantel und Mütze umgeschichtet. Die Bühne – eine große Umkleidekabine.

Optische Opulenz ist hier an sich leitmotivisch zugegen: Auf dem hügeligen Zentralort des Stücks, einer sich drehenden Teppichinsel (Bühne: Andreas Wilkens), findet sich etwa der schwule Bürgermeistersohn Sindulfo (David Sitka) umgarnt von Herren. Sie fühlen sich im aufreizenden Damenoutfit wohl, bis jedoch die Ankunft des Stadtvaters droht. Und plötzlich sind aus den Herren Frauen geworden.

Intrigen, Korruption und Versuchung: Gerhard Ernst (Baboleno Nasoni), Mara Mastalir (Carlotta) und Johanna Arrouas (Sora).
Foto: Volksoper/Barbara Palffy

Solch Verwandlungsgags wirken belebend auf die solide Operette. Gasparone (Fassung 1931) ist ja nicht gerade übervoll mit unvergesslichen Musikkrachern. Tambosis – zu sanft grotesker Überdrehung tendierende, genaue – Arbeit wird da sogar zur Energiequelle: Wenn der Fremde, der sich als Antikorruptionsminister entpuppt, Carlotta sein Liebesherz ausschüttet, regiert sie mit poetischer Tanzgeste. Solche Details geben den Figuren gewisse Kontur abseits der Bühnenroutine.

Massenhappyend garantiert

Gesanglich wirkt alles sympathisch: Gerhard Ernst sinniert als Bürgermeister über seine Jugend charmant mit jenem Maß an Stimme, das ihm gegeben ist. Flatternd klingt Mara Mastalir (als Carlotta), wobei immerhin einige Spitzentöne Klarheit und Charakter erlangen. Sebastian Geyer wiederum verfügt (als der Fremde) über ein angenehmes Timbre, das allerdings wie hinter einem Vorhang hervorzudringen scheint. Herzhaft und virtuos jedenfalls Marco Di Sapia (als Benozzo) mit seiner quirligen Sora (Johanna Arrouas).

"Der Fremde" (Sebastian Geyer) schippert sich zu Carlotta (Mara Mastalir) hinüber.
Foto: Foto: Volksoper/Barbara Palffy

Das Orchester unter Andreas Schüller begleitet angenehm und leicht – und dies, bis sich am Schluss die Gesetzeshüter, die der Minister mitbrachte, schmusend auf dem Inselboden wälzen. Beim Massenhappyend quasi. (Ljubisa Tosic, 3.6.2018)