Bild nicht mehr verfügbar.

Marine Le Pen ist nicht mehr Chefin des Front National. Stattdessen führt sie nun den Rassemblement National an.

Foto: AP / Laurent Cipriani

Ein Schreckgespenst ist unsanft entschlafen. Der Front National, 1972 von Jean-Marie Le Pen gegründet, existiert nicht mehr. Jedenfalls nicht unter seinem bisherigen Namen. Die Partei hat am Wochenende die neue Bezeichnung Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) angenommen. 80 Prozent der Mitglieder stimmten für den Plan Marine Le Pens, die sich mit ihrem Vater 2011 überworfen hatte.

Der 90-jährige Gründer sprach am Wochenende von "Verrat" und "Schande". Seine Tochter machte hingegen gleich klar, worum es ihr geht: Mit dem neutraleren, weniger belasteten Namen visiert die Parteileitung mehr Wähler an, "die wie wir denken, sich aber nicht so zu äußern wagen", erklärte Louis Aliot, Parteivize und Lebensgefährte von Marine Le Pen.

Das Problem ist "Le Pen"

Ob die Rechnung aufgeht, ist unsicher. Das Problem bleibt eher der Familien- als der Parteiname: Mit "Le Pen" wollen viele Politiker nicht ins Boot steigen. Rechtspolitiker Nicolas Dupont-Aignan erteilte der RN-Chefin am Sonntag eine glatte Abfuhr, nachdem sie ihn zu einem Bündnis bei der EU-Wahl 2019 aufgefordert hatte.

Die "Nationale Sammlungsbewegung" bleibt so weit weg von jeder politischen Sammlung. Und das ist entscheidend, denn ohne Allianzen schafft es im Mehrheitswahlrecht keine Gruppe an die Macht. Die Parteichefin hofft freilich auf den Trend, der die Rechtspopulisten schon in Österreich und Italien an die Regierung gebracht hat. Doch ausgerechnet jetzt, wo ihr die Winde günstig wären, wirkt Marine Le Pen von der Rolle. Ihr Ex-Chefideologe Florian Philippot hat den FN schon vor einem halben Jahr verlassen und die Partei Les Patriotes gegründet; und ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen hat am Donnerstag eine Politikakademie ins Leben gerufen, die ihr als Sprungbrett dienen soll. Zuvor hatte Marion Maréchal den Zusatz "Le Pen" aus ihrem Namen gestrichen. (Stefan Brändle aus Paris, 4.6.2018)